Let’s play Infokrieg
, Clarke

Manche Spiele will man gewinnen, andere will man einfach nur spielen. Bei vielen Spielen will man beides. Spielen macht Spaß. Gewinnen auch. Warum also nicht immer und überall spielen? Warum nicht Politik spielen wie einen Multiplayer-Shooter? Mit motivierten Kameraden und ahnungslosen Gegnern? Mit zerstörbarer Umgebung, erfolgreichen Missionen und zu erobernden Flaggen? Teile der radikalen Rechten tun das mit Erfolg. Der Vortrag schaut sich einige Beispiele aus Deutschland und den USA näher an.


Wie die radikale Rechte (ihre) Politik gamifiziert
Wir sprechen von “Spielifizierung”, wenn typische Elemente von Spielmechaniken genutzt werden, um in spielfremden Kontexten motivationssteigernd zu wirken. Während diese Strategie vor allem umfassend genutzt wird, um Kundenbindung und Mitarbeiterproduktivität zu erhöhen, ist sie auch zu einem zunehmend wichtigen Teil politischer Kultur geworden. Insbesondere Online-Communities verwenden Spielelemente, Memes/Lore und spielnahe Unterhaltungsformate, um ihre Beziehung zur Realität zu gestalten und zu strukturieren.

Innerhalb solcher Beziehungen war es nur eine Frage der Zeit, bis archetypische NPCs wie der gewöhnliche Troll sich zu Lone-Wolf-Spielercharakteren entwickeln, Rudel bilden und sich in einem stetig wachsenden System von Gilden und meritokratischen Jagdverbänden organisieren würden. Die Politisierung solcher neuer Stammesgesellschaften ist auch eine logische Konsequenz dieser Evolution.

Der Vortrag beleuchtet einerseits den US-kulturellen Hintergrund des Feldes: von der Spielmetapher als legitimierenden Rahmen in der “Manosphere”, “#Gamergate” und Operationen der chan-übergreifenden /pol/-Community. Andererseits sucht er Strategien, die darauf abzielen, Teile des politischen Diskurses zu “gamen”, zu kapern und zu verstärken, auch in deutscher Trollkultur auf, vom genreprägenden “Drachengame” bis zu explizit politischen Initiativen wie “Reconquista Germanica”... und dem live gestreamten Terror einer neuen faschistischen Subkultur.