16.03.2023 –, Expert:innen | BoF | Anwender (1306)
Die Relevanz der OSM Daten für die Natur wird immer größer. Konflikte in der digitalen sowie realen Welt sind oftmals durch falsche Anwendung von OSM oder fehlendes Wissen geprägt. Diese können durch gemeinsame Strategien, Kommunikation und Wissen vermieden werden. Mit einer zentralen Stelle für Naturschutz und OSM sowie technischer Lösungen kann eine qualitative Datenpflege im Sinne von OSM und dem Naturschutz geschaffen werden. Wir möchten uns austauschen, anregen und zum Mitmachen einladen.
OSM stellt mittlerweile die wichtigste Datengrundlage für digitale Karten, Navigationsdienste und die Geodatenverarbeitung dar. Die Daten sind das wertvolle Wissen und die Arbeit einer globalen Community und werden als Open Data nutzbar gemacht. Aufgrund der freien Nutzung und Qualität sind sie fester Bestandteil der Outdoornavigation geworden. Mit steigender Nutzung von Outdoorapps, Tourenplattformen und Navigationsdiensten bewegen sich immer mehr Menschen in der Natur und vertrauen diesen Diensten bzw. den OSM Daten. Damit haben die Informationen einen direkten Einfluss auf die Umwelt und werden zunehmend relevant für den Naturschutz. Sie bilden die Realität digital ab und verändern gleichzeitig unsere reale Welt. Inoffizielle Wege/Pfade, die geschlossen und renaturiert werden oder durch sensible Bereiche führen, erscheinen in OSM, da sie draußen in der Realität zu erkennen sind. In der Folge erscheinen sie auch in den Tourenportalen und werden begangen, wodurch sie wiederum ausgetreten werden und als Weg in der Realität erscheinen. Folglich werden sie wieder als Bestandteil der Realität in OSM eingetragen und sind Teil des Wegenetzes der Tourenplattformen, obwohl sie geschlossen und renaturiert werden sollen. Weitere wichtige Informationen zu Betretungszeiten oder Nutzungsbedingungen von Wegen und Bereichen fehlen oder sind falsch eingetragen. Nutzende haben kaum eine Chance, diese Informationen im digitalen Raum zu finden, diese zu beachten und sich so naturverträglich zu verhalten. Ein Großteil der Verwaltungen und Naturschutzverbände kommt aktuell das erste Mal mit OSM in Kontakt und löscht Wege oder trägt aufgrund der offenen Struktur unsachgemäße Attribute ein. Naturschutzinformationen zu Schutz, Verhalten und sensiblen Bereichen finden sich daher nur sporadisch in der Datengrundlage und können nur sehr eingeschränkt berücksichtigt werden. Die Bestrebungen, Informationen flächendeckend nutzbar zu machen, unterliegen einer Vielzahl von Restriktionen innerhalb von OSM und fehlender digitaler bzw. OSM bezogener Kenntnisse auf Seite der Behörden und müssen derzeit im lokalen Kontext der Community langwierig für kleine Flächen ausgehandelt werden. In einigen Gebieten funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut und ist geprägt von einem guten Austausch, in anderen findet keine Zusammenarbeit statt oder es kommt zu Konflikten durch mangelndes Wissen auf beiden Seiten. Fast wöchentlich kommt es zu ähnlichen Forumsdiskussionen rund um gelöschte oder gesperrte Wege, falsch angewendete Attribute oder Fehler in den Daten.
Digitize the Planet e.V. (DtP) ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 2020 an einer digitalen Plattform zur Erfassung, Aufbereitung und Verbreitung von digitalen Naturschutzinformationen arbeitet. Mit dem bereits operationalen System können derzeit Regeln aus Verordnungen, Gesetzen und lokalen Vereinbarung georeferenziert verwaltet und abgerufen werden. Ziel ist es, dass diese Informationen von den Outdoor-Plattformen einbezogen werden und dem Nutzer gezielt ausgespielt werden, um ein naturverträgliches Verhalten zu ermöglichen. Der Verein steht seit Gründung in Kontakt mit der OSM Community sowie einzelnen Mitgliedern und verfolgt Diskussionen sowie Entwicklungen innerhalb von OSM.
Die Nationalen Naturlandschaften e.V. (NNL), Dachverband der Großschutzgebiete sind Gründungs- und Vorstandsmitglied bei DtP. DtP hat von NNL und dem Verband deutscher Naturparke (VDN) das Mandat, die Schutzgebiete im Hinblick auf die Berücksichtigung der Regeln zu Nutzung der Natur in der OSM Community zu vertreten. Die Schutzgebietsfläche der beiden Dachverbände umfasst ein Drittel der Fläche Deutschlands.
Das Thema rund um die Möglichkeiten des digitalen Naturschutzes werden seit Beginn dieses Jahres im Forschungsprojekt „Digital Ranger“ der Universität Bayreuth untersucht und evaluiert. DtP ist mit weiteren Partnern beteiligt. Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem ersten Projektjahr sollen in die Diskussion einfließen und ein Bild der aktuellen Situation zeichnen.
Vor dem Hintergrund bisheriger Erfahrungen, u.a. aus der Zusammenarbeit mit zahlreichen Schutzgebieten wurden viele Gespräche geführt, Forderungen diskutiert, Möglichkeiten und Chancen skizziert sowie erste technische Lösungen als Prototyp implementiert. OSM hat dabei eine hohe Bedeutung.
Im Rahmen eines Anwendertreffens möchten wir mit der OSM Community über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in Form einer vermittelnden Koordinationsstelle mit technischer Unterstützung durch einen Editor für den Naturschutz sprechen. Fokus liegt auf den Möglichkeiten, die OSM Daten an der richtigen Stelle um relevante Informationen zu erweitern - selbstverständlich ohne dabei gegen die Grundsätze von OSM zu verstoßen oder die Arbeit der Community zu verändern. Die Relevanz der OSM Daten und damit die Verantwortung im Naturschutz ist in den letzten Jahren gewachsen und es bedarf daher eines fachlich geführten Austausches mit Darstellung der Bedürfnisse und Probleme des Naturschutzes sowie der OSM Community.
Als Impuls sollen kurz Beispiele und Probleme aus der deutschen Schutzgebietskulisse, sowie OSM und der aktuellen Forschung gegeben werden. Weiter stellen wir den ersten technischen Prototypen unseres Editors vor und möchten im Anschluss darauf aufbauend direkt in den konstruktiven Austausch einsteigen.
Geographie Bachelor in Bonn
Geographie Master in Innsbruck
WSL Schweiz
Digitize the Planet