27.03.2025 –, HS4 (S2)
Eine zentrale Datenbank zu verkehrlichen Maßnahmen fehlt in Deutschland. Dieses Projekt entwickelt einen Prozess, der mithilfe von OSM-Daten und ohsome versucht verkehrliche Maßnahmen räumlich und zeitlich zu identifizieren. Anhand von Prototypen und Szenarien für Benchmarking soll die Methode getestet werden. Die Herausforderungen bestehen insbesondere in der Differenzierung echter Maßnahmen von anderen Änderungen und der Komplexität bei Geometrieanpassungen.
In Deutschland existiert bisher keine einheitliche, öffentlich zugängliche Datenbank, die verkehrliche Maßnahmen und Änderungen räumlich und zeitlich darstellt. Eine solche Datenbasis könnte jedoch wertvolle Erkenntnisse zur Bewertung verkehrlicher Maßnahmen liefern, indem sie deren Auswirkungen – beispielsweise auf Verkehrsnachfrage oder Unfallhäufigkeit – transparenter macht.
Eine mögliche Lösung wäre die Entwicklung eines Prozesses, der mithilfe der OpenStreetMap (OSM)-Datenbank und des ohsome-Frameworks [1] spezifische Maßnahmen wie bspw. Geschwindigkeitsbeschränkungen identifiziert und deren räumliche sowie zeitliche Veränderungen erfasst.
Vorgehen im Projekt:
1. Grundlage schaffen:
* Im ersten Schritt wurde ein grundlegender Verarbeitungsprozess in Python entwickelt, um Daten aus ohsome zu extrahieren und zu verarbeiten.
2. Erstellung von Prototypen:
* Prototyp 1: Die Entwicklung eines ersten Prototyps wurde in einem kleinen Testgebiet durchgeführt, bei dem Änderungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit (maxspeed
) zum 1. Januar eines Jahres ausgewertet wurden.
* https://radverkehr.github.io/digitalisierungsmodul/SoSe2024/viz/historic_osm-maxspeed_hermannstr.html
* Prototyp 2: Ein weiterer Prototyp stellt Geschwindigkeitsänderungen (maxspeed
) auf Hauptverkehrsstraßen im Berliner Bezirk Neukölln dar. Die Visualisierung enthält einen Zeitstrahl zur Darstellung der Änderungen über einen längeren Zeitraum sowie eine Verlinkung der Way-Historie.
* https://radverkehr.github.io/osm_history_analysis/viz/maps_nk_no-basemap_PrimSecTert_wayChart_24-11-04.html
3. Ein Benchmarking soll zeigen, wie gut die Methode funktioniert und ob bzw. welche Probleme auftreten.
* Beispielsweise wird untersucht, wie schnell bzw. ob neue Fahrradstraßen in OSM getaggt wurden. Dazu werden als Vergleich die amtlichen Daten zu Fahrradstraßen der Berliner Senatsverwaltung [2] herangezogen und mit dem Zeitpunkt der Änderung in OSM (bicycle_road=yes
) verglichen.
* Zusätzlich soll untersucht werden, ob eine Reduktion der zulässigen Geschwindigkeit oder die Einrichtung separater Radinfrastrukturen zu einem Rückgang der Fahrradunfälle in den jeweiligen Straßenabschnitten führt. Grundlage hierfür sind Daten aus dem Unfallatlas [3].
Herausforderungen bei der Umsetzung:
* Unterscheidung von Änderungen und Maßnahmen: Wann handelt es sich bei einer Änderung in OSM um eine tatsächliche verkehrliche Maßnahme, und wann nur um eine Korrektur, Verfeinerung oder ein Missverständnis?
* Umgang mit Geometrieänderungen: Änderungen können zu veränderten Geometrien führen (z.B. durch Aufteilung oder Ergänzung von Straßenabschnitten), was Auswirkungen auf die entsprechenden Way-IDs haben kann und die eindeutige Nachverfolgbarkeit erschwert.
[1] https://docs.ohsome.org/ohsome-api/v1/
[2] https://gdi.berlin.de/services/wfs/fahrradstrassen
[3] https://unfallatlas.statistikportal.de/