Der Digitale Zwilling - so wertvoll wie eine Karte im Maßstab 1:1
27.03.2025 , HS1 (Aula)

Digitale Zwillinge sind heute in aller Munde: Ein Allheilmittel für Probleme der räumlichen Modellierung. Aber stimmt das? Übersehen wir da nicht im Rausch des Machbaren die Frage nach dem Sinnvollen?

Ein "Rant" gegen die "Landkarte im Maßstab 1:1".


Digitale Zwillinge sind heute in aller Munde: Ein Allheilmittel für die Probleme der räumlichen Modellierung, der Datenverfügbarkeit, der Datendarstellung, der Erzeugung von Erkenntnissen über "das Wie vom Wo (und Wann)" aus der Ferne, der Nähe, von oben, unten und der Seite. Also etwas, ohne das wir eigentlich nicht Denken, Planen und Entscheiden können. Ach was, nicht Leben können! So der Eindruck, der beim Lesen einer Geo-gefärbten LinkedIn-Timeline entstehen könnte.

Aber mal ehrlich, stimmt das eigentlich? Der zwanghafte Trieb nach mehr Realitätstreue beschert uns - abgesehen vom Wettrüsten in der Unterhaltungselektronik - eben auch immer mehr vollmundige Versprechungen über Smart Cities, Smart Buildings, BIM, Management jeglicher Form der Landnutzung oder -beobachtung; und das alles sei ab sofort wie durch Magie für alle verfügbar und immer wahr und immer aktuell und immer richtig.

In der von konkretem Detailwissen unbelasteten Höhenluft von Managementmeetings erzeugen diese Versprechen und Ahnungen ein erleichtertes Aufatmen. Endlich kann ein Tool angeschafft werden, mit dem lästige Probleme ganz einfach gelöst werden können. Am Besten mit KI drin, dann wird es noch besser.

Aber wie ist es denn in Wirklichkeit? Übersehen wir im Rausch des Machbaren nicht gern die Frage nach dem Sinnvollen? Neigen wir nicht oft genug dazu, zu vergessen, dass die Herausforderung beim Modellieren von Informationszusammenhängen darin besteht, nur das Wichtige zu behalten und das Unwichtige zu vergessen; die Kunst also vor allem eine des Weglassens ist? Der "Digitale Zwilling" erscheint da wie das Versprechen einer Landkarte im Maßstab 1:1. Auch wenn alle das haben wollten, würde es doch niemandem nützen (mal abgesehen davon, dass wir sie ja schon haben).

Lasst uns also mehr Reduktion und Abstraktion wagen. Lasst uns mutig weglassen. Und lasst uns aufhören, etwas Zwilling zu nennen, was keiner ist und vor allem keiner sein sollte!

Studierter Geograph, gelernter Vertriebler, erfahrener technischer Leiter für Geodaten und GIS-Systeme in einem großen Unternehmensumfeld. Meine Expertise liegt in der Konzeption und Pflege umfangreicher Datenbanken für räumliche Analysen, wobei ich technische und geschäftliche Sachverhalte miteinander verbinde. Mit Überzeugung setze ich ausschließlich auf Open-Source-Softwarelösungen.

Die Faszination für Geoprozessierung, Datenbanken und GIS treibt mich an – besonders wenn Daten aus unterschiedlichen Quellen in Datenbank und Karte zusammenfinden und perfekt harmonieren. Neben meiner Tätigkeit bei einem großen deutschen Telekommunikationsunternehmen bin ich selbstständig unter dem Namen "datenschoenheit" tätig. Privat bin ich verheiratet und Vater von drei Kindern.

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/matthiasdaues/

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