25.03.2026 –, HS4 (ZHG 008)
Jährlich sollen 400.000 neue Wohnungen geschaffen werden unter Beibehaltung des Flächensparziels. Eine Lösungsstrategie ist die vertikale Nachverdichtung von Gebäuden. Doch ein Eingriff in den Siedlungsbestand ist oft konfliktbehaftet. Daher werden anerkannte städtebauliche Kriterien in räumliche Daten übersetzt und verwendet, um verträgliche Nachverdichtungspotenziale an einem Fallbeispiel zu ermitteln. Hierdurch soll ein objektiver Ansatz für eine effiziente Innenentwicklung geschaffen werden.
Jährlich sollen 400.000 neue Wohnungen geschaffen werden. Gleichzeitig sollen keine neuen Flächen versiegelt und der CO2-Ausstoß, an dem der Bausektor einen erheblichen Anteil trägt, reduziert werden. Eine Lösungsstrategie ist die vertikale Nachverdichtung, also das Wachstum von Gebäuden in die Höhe. So kann Wohnraum geschaffen werden, ohne Freiflächen in Anspruch zu nehmen. Doch ein Eingriff in den Gebäudebestand führt häufig zu Konflikten. Neben divergierenden Nutzerinteressen und einem engen sowie komplexen rechtlichen Rahmen, liegt die Herausforderung darin, geeignete Standorte für eine Bestandsentwicklung auszumachen. Die Zugänglichkeit zu Infrastrukturen für zusätzliche Einwohner muss sichergestellt sein, ebenso wie eine städtebauliche Einfügung des Vorhabens.
In diesem Vortrag werden operationalisierbare städtebauliche Kriterien sowie ein Workflow vorgestellt, die es ermöglichen Nachverdichtungspotenziale in einem QGIS-Projekt zu ermitteln. Praktisch angewendet wird dies am Fallbeispiel der Stadt Hamburg. Grundlage der Forschung ist ein Open-Source-Ansatz und der Leitgedanke niedrigschwellig mit frei verfügbaren Daten und „Bordmitteln“ städtebauliche Analysen durchzuführen.
Aus zahlreichen kommunalen Leitlinien werden moderne Dichte-Kriterien des Städtebaus erfasst, die sich für eine maschinelle Datenverarbeitung eignen. Darüber hinaus werden Grundlagendaten, wie beispielsweise das 3D-Gebäudemodell der Stadt Hamburg, gesammelt, um sowohl eine flächendeckende, als auch detaillierte Analyse zu ermöglichen. Es handelt sich dabei um frei verfügbare Daten, die aus dem Geoportal der Stadt Hamburg oder von OpenStreetMap abrufbar sind. Die Aufbereitung, Verarbeitung und Lagerung der Daten findet in QGIS und über eine PostGIS-Datenbank statt.
Anhand der aufbereiteten Daten können mittels Distanzanalysen verträgliche Nachverdichtungsstandorte ermittelt werden. Es liegt die These zugrunde, je näher ein Gebäude an ausgewählten Infrastrukturpunkten liegt, desto eher eignet es sich für eine vertikale Nachverdichtung. Dabei kann für jedes einzelne Wohngebäude die individuelle Standorteignung automatisiert berechnet werden. Ergänzt werden diese Standortpotenziale mit Informationen zur Gebäudehöhe und der umgebenden Bebauung, um zu prüfen, ob die Gebäude unter dem Aspekt der Einfügung in das Stadtbild ebenfalls Potenzial zur Erhöhung besitzen. Anhand dieser Analyseschritte können für den gesamten Wohngebäudebestand der Stadt die jeweiligen Nachverdichtungspotenziale ermittelt und in weiteren Schritten das zusätzliche Wohnflächenpotenzial quantifiziert werden.
Dieses kriterienabhängige und nicht rein planungsrechtsbasierte Vorgehen soll einerseits einen objektiven räumlichen Ansatz liefern, um die nachhaltige Innenentwicklung auf kommunaler Ebene zu vereinfachen und zu beschleunigen. Andererseits sollen Kommunen und ihre Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, eigenständig, ohne zusätzlichen Ressourcenaufwand, städtebauliche Analysen durchzuführen. Gleichzeitig können kommunale Leitlinien auf ihre Praktikabilität hin geprüft und validiert werden.
Derzeit arbeite und forsche ich an der Universität Rostock im Bereich der nachhaltigen Siedlungsentwicklung mit dem Fokus auf vertikale Nachverdichtung. Ich besitze zudem über fünf Jahre praktische Berufserfahrung auf unterschiedlichen Ebenen der kommunalen Planung in den Bereichen Flächenmanagement, integrierte Stadtentwicklung, Innenentwicklung, etc. Als Geografin (B. Sc.) und Raumplanerin (M. Sc.) ist mein Interesse an GIS-Lösungen immer mit dabei.