Habituelle Grundmuster digitaler „Vorreiter.innen“. Eine habitusanalytische Rekonstruktion digitaler Lehrpraktiken.
Sylvi Mauermeister, Prof.in Dr.in Isabel Steinhardt
Die Digitalisierung der Lehre war bis 2020 trotz langjähriger Diskussionen nur begrenzt fortgeschritten. Die Corona-Pandemie verdeutlichte den Mangel an digitalen Kompetenzen bei den meisten Dozierenden. Obwohl die Infrastruktur für digitale Elemente vorhanden war, blieb die Lehrpraxis weitgehend unverändert. Dies ähnelt früheren Diskussionen über Bildungstechnologien, die selten zu praktischen Veränderungen führten. An Universitäten sind Lehrpraktiken durch Lehrfreiheit geschützt, wodurch Veränderungen besonders stark vom individuellen Engagement der Dozierenden abhängen. Unsere Studie untersucht daher die Lehrpraktiken von Professorinnen und Professoren, die innovative digitale Lehrprojekte umsetzen. Die Forschungslücke liegt darin, dass bisherige Studien sich auf disziplinäre Kulturen und Organisationsstrukturen konzentrierten und digitale Transformationen vernachlässigten. Die Studie kombiniert Bourdieus Habitustheorie mit Sozialisationstheorien, um den Lehrhabitus zu rekonstruieren. 21 Interviews mit Professor.innen an deutschen Hochschulen wurden durchgeführt, um die Erfahrungen und Lehrpraktiken der Vorreiter.innen der digitalen Hochschullehre zu erfassen. Die Ergebnisse identifizierten vier habituelle Grundmuster von Lehrenden, die sich in Lehr-/Forschungsorientierung, Einstellungen und Handlungen unterscheiden. Die Rekonstruktion des Lehrhabitus trägt zum Verständnis bei, wie die digitale Transformation den Sozialisationsprozess der Lehrenden verändert. Es werden förderliche Bedingungen für die Entwicklung eines innovativen, digitalen Lehrhabitus herausgearbeitet, um den Umgang mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Bereich der Bildungstechnologien zu unterstützen.
2. Vortragssession: Muster, Metaphern und Methoden: Empirische Einblicke in digitale Lehr- und Lernkultur im Hochschulkontext
Seminarraum 2 | Kirche am Campus