27.06.2024 –, Seminarraum 1 | Kirche am Campus
In der Hochschullandschaft haben sich (Drittmittel-)Projekte als neue Form der Forschungsorganisation etabliert (Besio, 2009) und gelten seit vielen Jahren als das neue "Normalmodell" (Torka, 2006). Trotzdem ist bisher nicht empirisch geklärt, wie Forschungsprojekte an Hochschulen gesteuert werden und welche Rolle Projektkoordinator:innen darin spielen. Dies soll Gegenstand dieses Beitrags sein.
Im Beitrag werden erste tentative Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie vorgestellt, in der Projektkoordinator:innen aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten an der Schnittstelle Digitalisierung und Hochschullehre befragt wurden. Die untersuchten Projekte sind meist ähnlich strukturiert, zeigen jedoch unterschiedliche Spannungsfelder bei der Steuerung und Koordination innovationsbezogener Hochschulprojekte. 1) Projektkoordinator:innen sind Bindeglied und universelle:r Ansprechpartner:in, an die in Entscheidungssituationen unterschiedliche explizite und implizite Erwartungshaltungen herangetragen werden. Sie bewegen sich dadurch in einem komplexen Spannungsfeld zwischen einer formalen Nicht-Projektverantwortung und einer impliziten Führungsverantwortung. 2) Die Zusammenarbeit in Projekten variiert zwischen einer engmaschigen Prozess- und Inhaltskontrolle durch regelmäßige Projektmeetings in unterschiedlichen vorgeschriebenen Konstellationen und großer inhaltlicher Gestaltungsfreiheit, in der sich Projektcontrolling lediglich auf administrative Prozesse beschränkt. 3) Die untersuchten Projekte zielen auf Veränderungen in der digitalisierungsbezogenen Hochschullehre ab. Hier zeigt sich, dass projektimmanente Innovationskraft und Veränderungswille auf hochschulstrukturelle Realitäten treffen, die Spannungen hinsichtlich der perspektivischen Verstetigung von Projektergebnissen erzeugen.
Projektkoordinator im interdisziplinären Forschungsprojekt "Digitale Kulturen der Lehre entwickeln" an der Universität Bamberg.