KonRad 22

Mehr Flächengerechtigkeit - Mit Perspektivwechsel zum Kompromiss
08.04.2022 , Workshopraum 1

Auch die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist unser Leben in den Städten mehr auf den Straßen stattfinden zu lassen. Verändertes Mobilitätsverhalten, also die Verlagerung der Verkehrsmittel zu mehr Fuß- und Radverkehr aber auch zum Autoverkehr, sind gleichzeitig beobachtbare Entwicklungen. Sie widersprechen sich, vor allem was die Flächenbedarfe angeht.

Mit unserem Workshop vermitteln wir auf mehreren Ebenen Wissen und Wege zum Handeln, um den öffentlichen Raum fahrradfreundlich zu gestalten. In einem gemeinsamen Planspiel zeigen wir wie wir das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität bei den verschiedenen Akteur*innen und Stakeholdern schärfen können, um lebenswerte öffentliche Räumen für alle zu gestalten.


Mobilität prägt unser Leben. Ob in der Stadt oder auf dem Land – täglich legen wir Strecken zur Arbeit, zum Einkauf oder zu Freizeitangeboten zurück. Das tun wir zu Fuß, mit dem Rad, mit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) oder mit dem Auto. Dabei ist der Platz im öffentlichen Raum für die verschiedenen Verkehrsmittel ungleich verteilt. Gerade dem Radverkehr fehlt es an sicheren und komfortablen Infrastrukturen, obwohl 14 % der Bevölkerung ihre Wege mit dem Rad zurücklegen.

Gerade zu Beginn der Pandemie wurde deutlich, wie knapp die derzeit zur Verfügung stehenden Flächen u.a. für Radfahrende sind. Als Reaktion entstanden weltweit Pop-up Bike-Lanes. In Berlin sind so zusätzlich rund 2 % temporäre Radverkehrsinfrastruktur hinzugekommen. Paris hat dagegen rund 9% Radwege durch Pop-up Bike-Lanes geschaffen. Dass Maßnahmen wie Pop-up Bike-Lanes in verschiedenen deutschen Kommunen dauerhaft bleiben können, zeigt auch, dass temporäre Maßnahmen Wegbereiter für langfristige Projekte sein können.

Deswegen wollen wir Interessierten dabei helfen, sich die Straße zurückzuerobern - das heißt für uns Fläche neu zu verteilen.

Unter dem Motto “Straße zurückerobern” werden wir den Fokus auf die flächengerechte Verteilung des öffentlichen Raums unter den Verkehrsteilnehmenden legen.

In unserem Workshop zeigen wir, wie die Bewohner*innen mit lokalem Wissen ihr eigenes Quartier durch kleine und große Interventionen nachhaltig fahrradfreundlich gestalten. Die Projekte reichen von Aktionen wie einer Fahrrad-Dankstelle über die Installation von Fahrradstellplätzen oder einer Poolnudeltour, das Einrichten von Pop-up Bike-Lanes bis hin zur Umsetzung hybrider Beteiligungsformate, die digitales Stadtmachen für die Verkehrswende ermöglichen.

Nach diesem ersten Einblick in verschiedene Maßnahmen und Inspirationen widmen wir uns einem fiktiven Ort, der exemplarisch für eine Straße in einer deutschen Stadt steht. Gemeinsam führen wir mit den Teilnehmenden ein Planspiel durch, wie dieser Ort fahrradfreundlicher gestaltet werden könnte. Ziel ist es, die verschiedenen Akteurinnen wie den lokalen Handel, die Gastronomie und die Anwohnerinnen mit ihren verschieden Bedürfnissen kennenzulernen. Darüber hinaus erarbeiten wir mit welchen Argumenten sie gewonnen und auch als Multiplikatoren für die Verkehrswende vor Ort eingebunden werden können.

Der VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich seit 1986 für eine klimaverträgliche, sichere und gesunde Mobilität für Menschen einsetzt. Unser Ziel ist die Verkehrswende, damit alle Menschen– egal ob in der Stadt oder auf dem Land – mit Bus, Bahn, Rad, zu Fuß und mit geteilten Fahrzeugen unterwegs sein können und niemand mehr auf ein eigenes Auto angewiesen ist.

Das Projekt „Straßen für Menschen“ des Verkehrsclub Deutschlands e.V. wird von PHINEO im Rahmen der Initiative Mobilitätskultur gefördert.

Tanja Terruli, Jahrgang 1977, ist Leiterin des Projektes „Straßen für Menschen“ beim VCD, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Das Projekt legt den Fokus auf die Rückeroberung der Straße für eine flächengerechte Verteilung des öffentlichen Raums unter den Verkehrsteilnehmenden und wird von PHINEO im Rahmen der Initiative Mobilitätskultur gefördert.

Tanja Terruli studierte Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin sowie an der Politecnico di Milano.

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