13.09.2024 –, Zählhalle
Sprache: Deutsch
Innovativ, mächtig, rücksichtslos: Der atemberaubende Aufstieg der Tech-Konzerne an die Spitze der Welt wurde inzwischen häufig beschrieben und auch kritisiert. Doch ein wichtiges Kapitel dieser Erzählung wird bislang häufig ausgelassen: Der Preis, den der globale Süden für den digitalen Fortschritt zahlen muss. Es ist die Geschichte eines neuen Kolonialismus, der auf den Spuren des alten wandelt. Unser Kampf für digitale Grund- und Menschenrechte, für Solidarität und Gerechtigkeit, darf deshalb nicht an den Grenzen der EU enden.
Statt physisches Land einzunehmen, erobern die neuen Kolonialherren den digitalen Raum. Statt nach Gold und Diamanten lassen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen nach Rohstoffen graben, die wir für unsere Smartphones benötigen. Statt von roher Gewalt profitieren sie von Überwachung. Statt Sklaven beschäftigen sie Heere von Klickarbeitern, die zu Niedriglöhnen in digitalen Sweatshops arbeiten, um soziale Netzwerke zu säubern oder vermeintlich Künstliche Intelligenz am Laufen halten. Die Analyse der globalen politischen Ökonomie der Digitalisierung zeigt: Auch wenn sich die Werkzeuge des Kolonialismus verändert haben, ist eines gleichgeblieben: Er beutet Mensch und Natur aus und kümmert sich nicht um gesellschaftliche Folgen vor Ort.
Ingo ist Journalist und Kommunikationswissenschaftler. Seit 2016 ist er Redakteur bei netzpolitik.org und Ko-Host des Podcasts Off/On. Er schreibt und spricht über Macht und Gerechtigkeit im digitalen Zeitalter. Seine Themen sind Datenmissbrauch und Datenschutz, Big-Tech und die Online-Werbe-Industrie, Plattformregulierung, Lobbyismus, Transparenz, digitaler Wahlkampf und die Polizei. 2024 wurde er mit dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet. Im Januar 2025 erscheint sein Buch "Digitaler Kolonialismus: Wie Tech-Konzerne und Großmächte die Welt unter sich aufteilen". Pronomen: er/ihm. Mastodon/Bluesky: @roofjoke