Überwachungskritik auf der Straße
09-13, 18:00–19:00 (Europe/Berlin), Verpackungshalle
Language: Deutsch

Das Erstarken der AfD treibt treibt seit Jahren die Menschen auf die Straßen – von unteilbar bis zu den Großdemonstrationen nach den Correctiv-Recherchen: Zahllose Menschen demonstrieren für eine offene Gesellschaft und wollen dem Rechtsruck etwas entgegen setzen.

Dass dieser Rechtsruck mit autoritären Tendenzen, die sich nicht nur in den offenen und geheimen Plänen der AfD finden, einher geht ist offensichtlich. Und dass weitgehende polizeiliche wie nachrichtendienstliche Befugnisse nicht nur den Rechtsstaat aushöhlen, sondern einer autoritären Transformation in die Hände spielen, ist ebenso bekannt. Genauso erwartbar ist, dass sie ihr volles dystopisches Potential verwirklichen werden, wenn die Reste der Brandmauer erst gefallen sind.

Aber dennoch bleibt die Kritik an Überwachungsmaßnahmen und dem sukzessiven Abbau grundlegender Rechte seltsam verhalten. Während es noch nicht lange her ist, dass Zehntausende gegen neue Polizeigesetze demonstrierten, treibt die drohende Chatkontrolle eher einige Nerds und Fußballfans um. Die repressive Asylpolitik hat verheerende Auswirkungen, aber in der Öffentlichkeit wird lediglich die Verärgerung der "grünen Basis" verhandelt. Und dass die ebenfalls nach rechts rückende EU mal wieder Vorratsdatenspeicherung und Hintertüren in verschlüsselter Kommunikation aus der Schublade holt, während biometrische Videoüberwachung auf den Straßen des Landes installiert wird, interessiert allenfalls die geneigte netzpolitik.org-Leser*in.

Wir wollen mit Euch diskutieren, warum es so schwierig ist, auch jenseits eines überschaubaren Kreises von Aktivist*innen Überwachungskritik und "Bürger"- bzw. Grundrechte zu thematisieren und wie wir sie zu einem wesentlichen Teil des Kampfes für eine offene Gesellschaft machen können.

Tom arbeitet für die Digitale Gesellschaft e.V., ist im Vorstand des Komitees für Grundrechte und Demokratie und in der Redaktion der Zeitschrift CILIP / Bürgerrechte und Polizei.

Lars promoviert aus kritisch-politikwissenschaftlicher und staatstheoretischer Perspektive zu der Frage, ob und wie sich staatliche Institutionen in Deutschland durch die von konservativen Kräften vorgebrachten, digitalen Überwachungsvorhaben (im Kern der Arbeit steht die Vorratsdatenspeicherung) in Richtung eines "Digitalen Autoritarismus" entwickeln.
Daneben schreibt Lars ein Blog und einen Telegram-Kanal zum Thema linke Systemtransformation, der sich aus undogmatisch linker Perspektive sowohl um die Verbreitung bestehender, konkreter linker Inhalte und Aktionsformen als auch alternative Vergesellschaftungsentwürfe kümmert (systemtransformation.blackblogs.org).
Grundrechtebezogen ist Lars im Vorstand des "Komitee für Grundrechte und Demokratie" aktiv - und wissenschaftspolitisch organisiert bei "reflect! - Assoziation für politische Bildung und Gesellschaftsforschung" und der "Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung" (AkG).