OER implementieren an der Hochschule - Strukturelle und kulturelle Entwicklungen auf verschiedenen Ebenen: Einblick in laufende Projekte
04.05, 10:50–11:15 (Europe/Zurich), Fab8: B203
Sprache: Deutsch

Das Interesse am Einsatz von Open Educational Resources (OER) in der Hochschullehre ist gross (Deimann 2018): Doch die Etablierung der notwendigen Strukturen, die Kompetenzentwicklung von Lehrenden und Studierenden zur Erstellung von OER und der Kulturwandel im Umgang mit Wissen ist anspruchsvoll (Henderson & Ostashewski 2018). Nur mit Entwicklungen auf allen Stufen – von der Hochschulpolitik, über die einzelnen Hochschulen und Studiengänge bis zur didaktischen Ausgestaltung der Lernszenarien – kann der Einsatz von OER das damit verbundene Potenzial entfalten (Reimer & Böller 2017).
Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW hat im Rahmen der Weiterentwicklung des Bachelor-Studienganges im 2021 die Erstellung und Verwendung von OER als Projektziel gesetzt und dazu drei Teilprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten initiiert.
Zur Bereitstellung von offenen Bildungsressourcen ist eine Wissensplattform notwendig. Von Beginn an wurde die Entwicklung einer solchen Wissensplattform für den Hochschulbereich in hochschulübergreifenden Kooperationen und Netzwerken geplant. Mittlerweile ist die FHNW als eine von 7 Hochschulen in Zusammenarbeit mit SWITCH an der konkreten Ausgestaltung einer neuen schweizweiten Wissensplattform für frei zugängliche Bildungsinhalte aus dem Hochschulbereich.
Es liegt auf der Hand, dass eine Plattform für offene Bildungsressourcen nur ihren Zweck erfüllen kann, wenn sie mit attraktiven, hochwertigen und aktuellen Wissensbeständen bespielt wird. Das Hauptziel des zweiten Teilprojektes besteht deshalb darin, quasi als Pilotprojekt die Erstellung von offenen und fachlich hochwertigen OER der Sozialen Arbeit für die geplante Wissensplattform der FHNW. Die Wissensentwicklung erfolgt dabei nicht isoliert durch einzelne Individuen, sondern in fünf Arbeitsgruppen, in kleinen Teams aus Expert*innen zu selbst gewählten Themen. Die gesammelten Erfahrungen rund um die Erstellung von OER werden wie im Projektplan im Detail beschrieben über die gesamte Projektdauer hinweg durch die Teilnehmenden immer wieder reflektiert, zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen ausgetauscht und systematisch dokumentiert. In dieser Weise wird das akkumulierte Wissen rund um die Entwicklung und Verwendung von OER in der Hochschulbildung weiteren Lehrenden und Studierenden der gesamten FHNW zugänglich gemacht.
Die Entwicklung von mediengestützten Wissensinhalten ist allerdings nicht voraussetzungslos, dazu werden digitale Kompetenzen benötigt, die bei Lehrenden und Studierenden nicht automatisch vorhanden sind. Die Zielsetzung beim dritten Teilprojekt besteht deshalb in der Vertiefung der erforderlichen digitalen Kompetenzen bei den Lehrenden und Studierenden.
Um die neue Praktiken der partizipativen Wissensverwendung (Mayrberger 2014) auch in der Lehr- und Lernkultur zu verankern und mit hochwertigen OER einen bedeutsamen Beitrag zum lebenslangen Lernen zu leisten sind schliesslich umfassende strukturelle und kulturelle Entwicklungen in den Hochschulen notwendig.
Im Beitrag sollen diese Erfahrungen zur nachhaltigen Implementierung und Etablierung von OER im Hochschulkontext exemplarisch am Beispiel der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW dargestellt und reflektiert werden. Darauf aufbauend sollen gemeinsam mit den Teilnehmenden mögliche Gelingensfaktoren und Stolpersteine bei der Verankerung von OER in Hochschulen diskutiert werden.

Literatur
Deimann, M. (2018). Lernen mit Open Educational Resources. In H. Niegemann & A. Weinberger (Hrsg.), Lernen mit Bildungstechnologien: Praxisorientiertes Handbuch zum intelligenten Umgang mit digitalen Medien (S. 1–10). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54373-3_58-1
Henderson, S., & Ostashewski, N. (2018). Barriers, incentives, and benefits of the open educational resources (OER) movement: An exploration into instructor perspectives. First Monday. https://doi.org/10.5210/fm.v23i12.9172
Reimer, R. T. D., & Böller, N. (2017). Offene Bildungskultur in der Schweiz – Perspektiven und Herausforderungen. Synergie. Fachmagazin für Digitalisierung in der Lehre, 4, 86–89.


Kategorie (Swissuniversities)
  1. Kooperation, Co-creation und Re-use
Zielgruppen

Lehrpersonen / Dozierende, Bildungsverantwortliche, Schulleitungen, Interessierte, Tertiärbildung (Hochschulen, Erwachsenenbildung, ...)

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit Schwerpunkt in Mediendidaktik / Digitalisierung der Lehre

Melanie Germann seit 2021 Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule für Soziale Arbeit
Fachhochschule Nordwestschweiz. In der Weiterbildung und Lehre zu den Themen Führung,
Organisationsentwicklung, Agilität, Teammanagement und Open Education Resources tätig. Langjährige Führungserfahrung in
unterschiedlichen Bereichen. 2013 – 2021 Leitung der Führungs- und Managementstudiengänge an
der Berner Fachhochschule, Departement Soziale Arbeit. Marte Meo Supervisorin. Gründerin des
Netzwerkes FUTURAS* Frauen und Führung in der Sozialen Arbeit. Mitglied der Working group zum Aufbau der schweizweiten Wissensplattform für offene Bildungsressourcen (OER Switch).