SHAKING THE ARCHIVE
Shaking the Archive
Towards Future Methodologies
“…however we define archives, they have no meaning outside the subjective experience of those individuals who, at a given moment, come to use them…” / “On the one hand, there is no state without archives - without its archives. On the other hand, the very existence of the archive constitutes a constant threat to the state.”
Achille Mbembe, The Power of the Archive and its Limits
Weltweit entstehen immer mehr „marginale“, „laterale" oder nicht-institutionelle, selbstinitiierte, informelle und kleine private Archive, die von der Politik öffentlicher Institutionen hinterlassene Lücken schließen und marginalisierten Personen und Realitäten eine Stimme geben. Dabei handelt es sich oft nicht um Archive im eigentlichen Sinne, sondern um Indizes oder kreative Projekte, die mit Materialien und Daten auf neuartige Weise umgehen. Parallel dazu und in Verbindung damit ist eine große Anzahl von forschungsbasierten kreativen Praktiken entstanden, die mit der Aneignung und Neuformulierung archivarischer Methoden arbeiten und damit auf eine Medienrealität im beschleunigten Wandel reagieren. Das Internet und die neuen Medien fordern dazu heraus, neue Sprachen und Methoden des Archivierens zu entwickeln, aber auch eine politisch-strategische, interdisziplinäre Debatte darüber zu führen, was es wirklich bedeutet, Archivmaterial zu teilen beziehungsweise zu kommerzialisieren. Die oben genannten Phänomene: subalterne Archive, forschungsbasierte künstlerische Praktiken und das Aufkommen neuer Medien erschüttern das Archiv – sowohl Inhalt als auch formal – auf unterschiedliche Weise. Gerade der Blick auf kleine und marginale Archivierungsinitiativen lässt uns die heutigen Herausforderungen im Feld der Archive verstehen: das kontinuierliche Aufzeichnen von Ereignissen, das dynamische und autonome Verwalten von Daten, das Dokumentieren und Bewahren möglichst aller Stimmen.
Das Thema des 30-jährigen Jubiläums der HfG Karlsruhe ist "The future of“. Die Zukunft können wir nicht gestalten, ohne uns den gegenwärtigen Fragen der Archivierung des Vergangenen zu stellen. Um unsere Sicht auf die Realität, auf konventionelle westliche Formen des Wissens, der Klassifizierung und der Bewertung in Frage zu stellen, um die jüngste Vergangenheit und ihre materiellen und „immateriellen“ Veränderungen zu dokumentieren, um die vielfältigen und miteinander verknüpften Dringlichkeiten der Gegenwart anzugehen, brauchen wir sowohl das Archiv als auch seine Erschütterungen. Anstatt den Begriff des Fortschritts in Bezug auf die Zukunft allgemein und insbesondere auf die Zukunft des Archivierens zu verwenden, möchten wir die Dimension der Zukunft unter dem Aspekt des Potenzials untersuchen.
Gastredner*innen sind u. a. der Künstler Lawrence Abu Hamdan, die Begründerin des Cyberfeminism Index Mindy Seu, die Direktorin der Villa Romana in Florenz Angelika Stepken und die Wissenschaftlerin Özge Çelikaslan. Das Programm wird in Kürze veröffentlicht werden.
Streaming
Für diejenigen, die nicht persönlich anwesend sein können, steht ein Streaming zur Verfügung. Bitte melden Sie sich per E-Mail an: orc@hfg-karlsruhe.de
Open Resource Center (ORC)
Das Open Resource Center (ORC) der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ist ein Entwicklungsprojekt für den Aufbau einer nachhaltigen digitalen Infrastruktur und die Verankerung einer Kultur des eigenverantwortlichen Dokumentierens und Archivierens an der HfG. Das ORC wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert.
Im Zentrum des ORC steht die an der Züricher Hochschule der Künste entwickelte Medienarchiv-Plattform madek, die als (Langzeit-)Archiv sowie als Publikations-, Präsentations-, Forschungs- und Dokumentationsplattform genutzt werden kann. madek ist eine Open Source Software mit bottom-up-Struktur, die allen Hochschulangehörigen über ihre User Accounts eigenständigen Upload und selbstverantwortliches Datenmanagement ermöglicht. Aktuell überarbeitet das ORC Interface-Design und Usability von madek.
Das ORC führt die Bereiche Lehre, Forschung, Dokumentation, Publikation und Archivierung an der HfG zusammen und trägt der zunehmenden Verschmelzung von Produktions-, Dokumentations- und Distributionsprozessen Rechnung.