07.10.2023 –, Raum 501
Der hier eingereichte Workshop ist Teil der Bemühung Feministische Friedensforschung zu institutionalisieren. Dabei soll hier in Form eines World Cafés den Status Quo ermittelt und gemeinsam Überlegungen angestellt werden, wie Friedensforschung und -politik feministischer werden können.
‚Feministische Außenpolitik‘ ‚Feministische Entwicklungspolitik‘ - Seit einigen Jahren sind diese Begriffe aus der aktuellen Politik und der Medienberichterstattung nicht mehr wegzudenken – und zu Recht stellt sich die Frage: Warum jetzt? Wer hat hier die Definitionsmacht? Denn sowohl die feministische Friedensforschung als auch die Frauenfriedensbewegung kämpfen bereits seit über hundert Jahren (Bewegung) bzw. mind. 30 Jahren in Deutschland (Forschung) dafür, Aktionen und Forschung durch feministische Perspektiven zu erweitern – und werden dennoch oft überhört. So auch noch immer von der Politik – selbst, wenn sie sich jetzt feministisch nennt.
In dem hier geplanten Workshop soll ein Dialog über die staatliche Vereinnahmung geführt werden und durch die Allianz zwischen Forschung und Bewegung auch ein Weg zur Definitions- und Handlungsmacht gefunden werden. Im Workshop kann Platz für die damit einhergehenden Frustrationen und den Ärger sein, er soll aber vor allem dazu dienen, diesen produktiv umzuformen und in der Allianz zwischen Wissenschaft und Aktivismus neue Handlungswege gemeinsam und solidarisch zu beschreiten. Hierbei sind alle Personen willkommen, die feministische Ideen voranbringen wollen – auch aus einer intersektionalen Perspektive. Langfristiges Ziel ist es, feministische Friedensforschung institutionell zu etablieren, wofür unter anderem durch Workshops wie diesem, Grundsteine gelegt werden.
Der Workshop ist als World-Café angelegt. In drei Arbeitstischen und drei Arbeitsrunden erarbeiten die Teilnehmenden eine Haltung zu der staatlichen Vereinnahmung, bauen Brücken zwischen Wissenschaft und Aktivismus, die in den letzten Jahren etwas brüchig geworden sind, wieder auf und reflektieren die im Verhältnis von Forschung und Bewegung sowie intern vorhandenen Machthierarchien. Die Ergebnisse sollen abschließend in einem Dialog aufbereitet werden und daraus mögliche Weiterarbeitspunkte ergeben.
Das einreichende Team gründet derzeit einen AK Feministische Friedensforschung in der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung und ist selbst zum Teil sowohl in der Forschung als auch in der Bewegung aktiv bzw. hat Berührungspunkte zum jeweils anderen Feld. In der Tradition früherer Generationen ist dabei der Dialog zwischen Forschung, Praxis und Bewegung ein zentrales Anliegen des Gründungsteams, wofür im Rahmen dieses Workshops der erste Grundstein gelegt werden soll.
Der Workshop wird gemeinsam vorbereitet und durchgeführt von Christine Buchwald, RyLee Hühne, Hannah Neumann, Patricia Konrad und Victoria Scheyer.
Hannah Neumann ist Theaterwissenschaftlerin und aufgrund ihres Promotionsthemas (Afghan Theatre) mit Fragen zu Wissenschaft und Aktivismus und Frauenrechten sowie -solidarität beschäftigt.
Christine Buchwald ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Didaktik an der Fakultät Gesellschaft und Ökonomie der Hochschule Rhein-Waal. Sie war von 2018-2023 Frauenbeauftragte der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung e.V. (AFK). Ihre Themenschwerpunkte sind feministische Friedensforschung, sexualisierte Kriegsgewalt sowie Männlichkeitsforschung.
Patricia Konrad ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg im Fachbereich Politikwissenschaft und promoviert zu Gender in der deutschen Außenpolitik.
Victoria Scheyer promoviert am Gender, Peace and Security Centre an der Monash University in Melbourne. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der feministischen Außenpolitik und der Agenda Frauen, Frieden, Sicherheit. Sie war zudem bis 2022 Ko-Vorsitzende der deutschen WILPF-Sektion.
RyLee Hühne lehrt und forscht als queer-feministische Person an der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn und ist an der Schnittstelle von Informatik, Gender/Diversity und Peace/Security aktiv.