Gewaltfreie Alternativen zu Krieg
07.10, 09:30–11:00 (Europe/Berlin), Raum 401

In dem Workshop soll es darum gehen, sich verschiedene Alternativen, die aus Friedensforschung und Friedensbewegung sowie den Praktiker*innen der Zivilen Konfliktbearbeitung entwickelt wurden, sich anzuschauen. Insbesondere soll es um Soziale Verteidigung und um Ziviles Peacekeeping gehen. Die Fragestellungen sind:
- Welche Relevanz haben diese Ansätze für die aktuellen politischen Entwicklungen?
- Was kann Friedensforschung beitragen, sie weiter zu entwickeln?


Gewaltfreiheit als aktives und kreatives Handeln wird als ein „Dritter Weg“ (Martin Luther King) zwischen der Hinnahme von Unrecht und der Anwendung von Gewalt angesehen. Die Vertreterinnen von Sozialer Verteidigung folgen nicht der gängigen Annahme, dass gegen Gewalt nur Gewalt helfe und dass die Alternative ein hilfloses Zuschauen sei.
Gewaltfreie Aktivist
innen sind in vielen Feldern engagiert, von Klimaschutz über Frieden bis hin zu Rechten indigener Gemeinschaften in vielen Ländern der Welt. Darüber hinaus gibt es mindestens zwei Ansätze, die in diesem Workshop näher angesehen werden sollen:
Das Zivile Peacekeeping meint die Arbeit ausgebildeter unbewaffneter Zivilistinnen, die gewaltfreie Methoden einsetzen, um andere Zivilistinnen vor Gewalt zu schützen und lokale Anstrengungen zu unterstützen, Frieden zu schaffen. Die Zivilen Peacekeeperinnen sind vor Ort präsent und wenden vielfältige Instrumente an, Gewalt zu verhindern, Menschen zu schützen und vor allem auch, die Fähigkeiten der Betroffenen zu stärken, sich selbst zu schützen. Zielgruppe kann die Zivilbevölkerung generell sein, Menschen in bestimmten prekären Situationen (z.B. Geflüchtete) oder politische Aktivistinnen. Es geht darum, Gewalt zu verhindern, Gewalt zu stoppen und die Auswirkungen von erlittener Gewalt nachträglich zu lindern. Es wird zumeist von Nichtregierungsorganisationen praktiziert; Beispiele sind Nonviolent Peaceforce, Peace Brigades International, Community Peacemaker Teams und viele mehr.
Ziviles Peacekeeping / Unarmed Civilian Protection ist in jüngerer Zeit Objekt von immer mehr Studien – Dissertationen, Sammelwerken und Konferenzen – geworden. A
Soziale Verteidigung hat ihre Vorbilder in gewaltfreien Aufständen und der gewaltfreien Abwehr von militärischen Angriffen oder Putschen. Während die Zahl erfolgreicher gewaltfreier Aufstände hoch ist, ist die Erfolgsbilanz bei der Abwehr militärischer Angriffe oder der Überwindung von Besatzung nicht so hoch, was allerdings auch daran liegen mag, dass insgesamt die Zahl gewaltfreier Verteidigung nicht so groß ist wie die gewaltfreier Aufstände, um Diktatoren und unterdrückerische Regime zu stürzen.
Das Konzept der Sozialen Verteidigung stammt in seiner „klassischen“ Form aus den 1970er-1980er Jahren. Trotz rezenten neuen Interesses an dieser Alternative, geweckt vor allem durch den Krieg in der Ukraine, sind neuere wissenschaftliche Arbeiten kaum erschienen, obwohl es einen deutlichen Bedarf an ihnen gibt.
In dem Workshop sollen beide Ansätze – je nach den Vorkenntnissen der Teilnehmenden ausführlicher oder weniger ausführlich – vorgestellt und anschließend folgende beide Fragen diskutiert werden:
Die Fragestellungen sind:
- Welche Relevanz haben diese Ansätze für die aktuellen politischen Entwicklungen?
- Was kann Friedensforschung beitragen, sie weiter zu entwickeln?

Dr. Christine Schweitzer (*1959), Hamburg, Studium der Ethnologie u.a. in Köln; Promotion 2009 an der Universität Coventry; Arbeit u.a. bei Nonviolent Peaceforce; derzeit Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung. Ihre Schwerpunkte sind Zivile Konfliktbearbeitung, Soziale Verteidigung, gewaltfreie Intervention in gewaltsame Konflikte und ziviles Peacekeeping.