2023-10-10 –, Bamberg U7/01.05 - Hörsaal
Language: Deutsch
Technische Laborpraktika beinhalten häufig akribische und detaillierte Theorie- und Versuchsbeschreibungen. Diese werden meist anhand vordefinierter Einstellungen exakt abgearbeitet. Auch die Ergebnisdokumentation erfolgt vielfach anhand von vorgefertigten Tabellen und Diagrammen, die mit erwartbaren Messergebnissen gefüllt werden.
Durch Anpassung der Abläufe und des Settings in Praktika sowie der Kombination analoger und digitaler Mittel können Experimente deutlich mehr Kompetenzen fördern.
Der Beitrag stellt folgende innovative Praktika vor:
• Chemie-Praktikum mit Analysen von Realproben an etabliertem Industrieequipment in Unternehmen (Kraftstoffanalytik und Kläranlage) und Interpretation der Ergebnisse in Bezug auf die Praxisfragen (Verbrennungseigenschaften, Reinigungsleistung),
• Umweltanalytik-Praktikum, in dem mit low-cost-Equipment Messungen eigenständig in selbst gewählten Gewässern durchführt und eigenständig Luftqualität gemessen und ausgewertet wird.
Wesentliche in den genannten Laborpraktika geförderte Kompetenzen sind:
1. konzeptionelle Fähigkeiten (Versuchsplanung, Thesenerstellung, Parameterauswahl),
2. eigenständiges Planen und Handeln (viele Freiheitsgrade in vorab definiertem Rahmen),
3. praxisorientierte Lösungssuche (reale Aufgaben der Forschung und Entwicklung) und
4. Alltagsbezug herstellen (z.B. Untersuchung der eigenen individuellen Umwelt durch Feldversuche).
Dies geschieht durch:
• Kleingruppen-Vorbesprechungen, in denen Studierende Thesen begründen, ihre Versuchspläne und deren praktische Umsetzung erläutern und aus Vorabrecherchen identifizierte Gefahren und daraus abgeleitete Sicherheitsüberlegungen mit den Betreuern abstimmen,
• selbstbestimmte experimentelle Durchführung nach dem Prinzip minimaler Hilfe nach dem Konzept von Sacher & Bauer (M. D. Sacher & A. B. Bauer: Kompetenzförderung im Laborpraktikum, in C. Terkowsky et al. (Hg.), Labore in der Hochschullehre, wbv Media, Bielefeld, 2020.)
• Anleitungen zur eigenständigen Datenauswertung und Erstellung wissenschaftlicher Berichte inklusive Checkliste in Anlehnung an LabWrite der Uni Bielefeld.
• Nachbesprechungen mit gegenseitiger Vorstellung und Diskussion der wesentlichen Ergebnisse.
Von Studierenden wurde vielfach rückgemeldet, dass der Praxis- und Alltagsbezug und das selbstbestimmte Arbeiten sehr motivierend sind. Die zeitliche Flexibilität im Umweltanalytik-Praktikum wird ebenfalls geschätzt. Aus Dozentensicht sind Planungsfähigkeit, Tiefenverständnis und deutlich verbesserte Dokumentationen wesentliche positive Effekte.