Brückenschlag: Lernprozesse in analogen, hybriden und digitalen Formaten

[Präsenz] Espresso Paper: Bewertung sekundärer Aspekte der Online-Lehre durch Medizinstudierende der FAU
11.10, 14:20–14:40 (Europe/Berlin), Nürnberg AEG 1.26 Kleiner Saal
Sprache: Deutsch

Im Zuge der Pandemie hat eine flächendeckende Umstellung der Lehre auf Online-Formate stattgefunden. Seit Präsenzveranstaltungen wieder möglich sind, stellt sich die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, die neu gewonnenen Möglichkeiten weiterhin zu nutzen, oder zum Altbekannten zurückzukehren.

Im Wintersemester 2022/23 und im Sommersemester 2023 wurden im Rahmen des Blockpraktikums Arbeitsmedizin insgesamt 297 Studierende der Humanmedizin per Online-Fragebogen gebeten, unterschiedliche Aspekte im Zusammenhang mit der der Online-Lehre zu bewerten. Diese umfassten die gesundheitsbezogenen Bereiche Erholung/Schlaf, Ernährung, Bewegung und körperliche Bedürfnisse sowie die sachbezogenen Bereiche Leistung und Organisation. Das Durchschnittsalter lag bei 26 Jahren und 67,3% der Befragten waren weiblich.

Hinsichtlich der Aspekte, die sich im Rahmen der Online-Lehre besser umsetzen lassen, wurden am häufigsten Aspekte der Organisation genannt, insbesondere die Wahrnehmung von Veranstaltungen bei Unwohlsein oder Krankheitserscheinungen. Am zweithäufigsten nannten die Befragten den Bereich der Ernährung, innerhalb welchem die regelmäßige Getränkeaufnahme den größten Anteil darstellte. Darauf folgte der Bereich Erholung/Schlaf mit einem Schwerpunkt auf Powernaps. An fünfter Stelle befindet sich der Bereich der körperlichen Bedürfnisse, hier wurde der Aspekt der Toilettengänge am häufigsten angegeben. Ein weniger eindeutiges Bild ergab sich im Bereich der Bewegung und Leistung, wobei speziell der letztgenannte Bereich innerhalb der Online-Lehre als nicht deutlich besser umsetzbar bewertet wurde.

In anschließenden Freitextfragen zu Aspekten der Online-Lehre, die sich positiv oder negativ auf das eigene Wohlbefinden auswirken, wurden bei den Vorteilen bezüglich der Veranstaltungen selbst die Flexibilität und eigene Zeiteinteilung genannt. Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Aspekte wurde vielfach die Möglichkeit angegeben, Sport zu treiben, sich gesund zu ernähren und „richtige“ Pausen zu machen. Als Nachteile wurde wiederholt die soziale Isolation genannt, ebenso die fehlende Tagesstruktur und teils schlechte Qualität der Online-Lehre.

Ergänzend wurde der jeweilige Anteil der Online-Lehre erfragt, der bei knapp 26% lag. Den als sinnvoll erachteten Anteil an Online-Formaten gaben die Befragten mit 30% an. In der abschließenden Freitextfrage zu weiteren Anmerkungen zur Gestaltung der Online-Lehre sprachen sich die meisten Medizinstudierenden für eine sinnvolle Kombination aus Online- und Präsenzformaten aus. Vermehrt wurde vorgeschlagen, Vorlesungen hybrid anzubieten und Online-Formate beispielsweise zur Vorbereitung auf praktische Seminare einzusetzen. Dabei sollte auf eine gute Qualität der Online-Lehre in Bezug auf die technische Umsetzung und die Menge der Inhalte geachtet werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Online-Lehre auch bei einem praktisch ausgerichteten Fach wie der Humanmedizin bei durchdachtem Einsatz eine sinnvolle Ergänzung zur Präsenzlehre bieten kann. Die flexible Bereitstellung von Lehrinhalten, die keine Anwesenheit erfordern, kann Vorteile für bestimmte gesundheitsbezogene Aspekte bringen. Durch Einbeziehen der Zielgruppe lassen sich zudem wertvolle Einblicke gewinnen, die zur weiteren Gestaltung der Lehre beitragen können.