Brückenschlag: Lernprozesse in analogen, hybriden und digitalen Formaten

[Stream] Espresso Paper: Wie lassen sich Videos und Online-Quizze effektiv in der Lehre einsetzen? Erkenntnisse aus einem Design-Thinking-Workshop
10.10, 15:45–16:10 (Europe/Berlin), Bamberg U7/01.05 - Hörsaal
Sprache: Deutsch

  1. Motivation
    Videos und Online-Quizze werden heute vielfach eingesetzt, um präsenzorientierte Lehre mit digitalen Elementen anzureichern oder Online-Lehrformate zu gestalten. Videos unterstützen dabei insbesondere das selbstregulierte Studium, das zu einer erhöhten Aufmerksamkeit beim Konsum von Lehrinhalten führen kann (Weinert et al. 2021). Online-Quizze stellen eine Form des formativen Assessments dar, das es Studierenden ermöglicht, Lehrinhalte zeitnah zu rekapitulieren (Gamage et al. 2019) und sich mit ihnen auseinanderzusetzen (Cook und Babon 2017). Beide Formate besitzen somit prinzipiell ein großes Potenzial, den Lernerfolg zu erhöhen (Kleftodimos et al. 2020; López-Tocón 2021). Studienergebnisse zeigen jedoch, dass das Potenzial digitaler Lehrformate in der Praxis häufig nicht vollumfänglich ausgeschöpft wird (Anthony und Noel 2021).
    Aufbauend auf den Erfahrungen, die Studierende und Dozierende während der Pandemie gesammelt haben, wollen wir deshalb zielgerichtet untersuchen, unter welchen Bedingungen sich Videos und Online-Quizze effektiv in der Lehre einsetzen lassen. Hierzu brachten wir Mitglieder beider Gruppen in einem Workshop zusammen und identifizierten Problembereiche und Lösungsansätze. Das Design-Thinking-Format unterstützt die Beantwortung komplexer Fragestellungen dabei durch eine gemeinsame Exploration von Problem- und Lösungsräumen gemäß der Double-Diamond-Methode (Uebernickel et al. 2015).

  2. Design-Thinking-Workshop
    An dem eintägigen Workshop nahmen 15 Personen teil, die gemäß ihrer Rolle in drei Gruppen eingeteilt wurden: Lehrende (3), Bachelor- und Masterstudierende (je 6). Der Workshop bestand aus zwei inhaltlichen Blöcken zu videobasiertem Lernen und Online-Quizzen. Dabei wurden jeweils zunächst bestehende Probleme mittels Brainstormings identifiziert und im Plenum präsentiert (Problemraum). Danach erarbeiteten die Gruppen Lösungsansätze für die zuvor gesammelten Probleme (Lösungsraum). Dies resultierte unter anderem in ersten Papierprototypen. Abschließend wurden die Erkenntnisse im Plenum diskutiert.
    Die Ergebnisse wurden durch transkribierte Tonaufzeichnungen, Fotos und Protokolle gesichert. Zwei Forschende kodierten die Materialien unabhängig voneinander und fassten sie zu übergeordneten Konzepten zusammen. Weiterhin wurden Zusammenhänge zwischen Problem- und Lösungskonzepten herausgearbeitet.

  3. Erkenntnisse und Umsetzung
    Es wurde insbesondere deutlich, dass fehlende Teilnahmeanreize ein formatunabhängiges Problem darstellen, das u.a. durch das Angebot dynamischer Inhalte und individueller Feedbacks verringert werden kann. Bezogen auf videobasierte Lehrmethoden zeigte sich mangelnde Konzentration der Studierenden als ein Problem, dem durch interaktiv gestaltete Videoformate begegnet werden kann. Bezogen auf digitale Quiz-Formate stellte sich heraus, dass unpassende Inhalte und Formate Probleme darstellen, denen u.a. mit dem im Workshop erdachten Konzept des „Quiz-Circles“ (ein Peer-Review-Verfahren für studentisch generierte Quizfragen) begegnet werden soll. Der hierfür im Workshop entworfene Prototyp wurde mittlerweile zu einem vollwertigen Lehr-Lern-Konzept ausgearbeitet und erfolgreich in zwei hybriden Lehrveranstaltungen eingesetzt. Insgesamt geben die gewonnenen Erkenntnisse Aufschluss über die Kontextbedingungen eines effektiven Einsatzes von Videos und Online-Quizzen. Sie können somit auch eine Basis zur Ableitung weiterer innovativer Ansätze für die Nutzung beider Formate bilden.

Nico Hirschlein ist seit August 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Industrielle Informationssysteme der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Hier absolvierte er zuvor auch sein Bachelorstudium im Fach International Information Systems Management und sein Masterstudium im Fach Wirtschaftsinformatik. Während seines Studiums verbrachte Herr Hirschlein ein Auslandssemester an der Universität Basel in der Schweiz. Praktische Erfahrungen sammelte Herr Hirschlein bei der Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG als Werkstudent im Agilen Projektmanagement. Zudem arbeitete er in der Brose IT als Masterand im BI Team und verfasste seine Masterarbeit über die Möglichkeiten der Geschäftswertrealisierung durch Big Data Analytics.

In seiner Funktion als Projektmitarbeiter im Projekt „Digitale Kulturen der Lehre entwickeln“ erarbeitet Herr Hirschlein Konzepte für die Umsetzung digitaler und smarter Quizzes als Zusatzangebote für die Module des Lehrstuhls Industrielle Informationssysteme. Für die Umsetzung smarter Quizzes sind die Nutzung von Gamification Ansätzen als auch die Anwendung von Data Analytics Verfahren zur automatischen Auswertung der Quizzes geplant.

Die Forschungsinteressen von Nico Hirschlein liegen im Bereich der agilen und datengetriebenen Organisationen. Hierbei legt er einen Fokus auf die Untersuchung wie durch Big Data Analytics und Künstliche Intelligenz Geschäftswerte realisiert werden können und welche Implikationen daraus für einen datengetriebenen Transformationsprozesses entstehen. Zudem soll erforscht werden, inwieweit agiles Management einen datengetriebenen Transformationsprozesses unterstützen und beschleunigen kann.