Brückenschlag: Lernprozesse in analogen, hybriden und digitalen Formaten

[Präsenz] Espresso Paper: "Hybrides Lehrformat für ein Praxismodul" am Beispiel des Studiengangs Pflegewissenschaft an der TH Rosenheim
10.10, 14:30–14:55 (Europe/Berlin), Bamberg U2/01.33 - Hörsaal 3
Sprache: Deutsch

Einführung
Im Wintersemester 2022/23 wurde im Studiengang Pflegewissenschaft (B.Sc.) mit Unterstützung des E-Learning Centers der TH Rosenheim ein hybrides Lehrformat für ein Praxismodul erprobt. Dabei han-delt es sich um eine hochschulische Lern- und Arbeitsaufgabe (Müller 2013) mit Leistungsnachweis (Praxisauftrag). Die Praxismodule sind spezielle Lehrformate des primärqualifizierenden Bachelorstu-dienganges Pflegewissenschaft gemäß § 38 PflBG. Die Praxisaufträge verbinden den Lernort Hoch-schule mit dem Lernort Pflegepraxis. Die didaktische Herausforderung besteht im Transfer hochschu-lisch vermittelter theoretischer Grundlagen in das professionelle Praxishandeln.

Didaktische Überlegungen
Die Studierenden müssen während der Praxiseinsätze Studienaufgaben auf das Dreischicht-System des Pflegealltags abstimmen. Asynchrone Lernangebote eignen sich besonders, um im je eigenen Lern-tempo zu arbeiten. Im Sinne eines Integrationskonzeptes (Gerner 2021) wurde E-Portfolio-Arbeit mit einer Praxisbegleitung in Präsenz (Lüftl et al. 2019) ergänzt.
Die Studierenden erbringen eine hohe Transferleistung. Die Bezüge zur pflegerischen Praxis werden daher durch unterschiedliche, ansprechend aufbereitete Lehrmaterialien zu veranschaulicht: durch Lehrvideos, ein Expertinneninterview und Publikationen, die im moodle-Kursraum zur Verfügung ste-hen.
Ein zentrales Lernziel für die Studierenden besteht darin, in der Interaktion mit Pflegebedürftigen zu ermitteln, welchen Einfluss lebensgeschichtliche Ereignisse auf die aktuelle Pflegesituation haben. Diese Erkenntnisse müssen von den Studierenden in die pflegerischen Handlungen integriert und da-nach evaluiert werden.

Fachliche Konzeption
Nach Fawcett (1998, S. 26) besteht Pflege wesentlich in der Fürsorge, der Förderung des individuel-len Wohlbefindens und der Achtung individueller Rechte der von Pflege betroffenen Menschen. Pflege hat somit auch mit der Gestaltung und dem Erleben von Umgebungen bzw. der Umwelt von zu Pflegenden zu tun. Dazu gehört das Wohnen. Im Rahmen der Bearbeitung des Praxisauftrages Bio-grafiearbeit lernen und üben die Studierenden deshalb, das Wohnen biographisch zu erschließen. Dabei werden Ansätze aus der Sozialen Arbeit (Schweppe 1996) bzw. Pädagogik (Kirchhof 2008) so-wie aus der Neuen Phänomenologie (Uzarewicz 2016) zusammengeführt: Das Wohnen wird als le-bensgeschichtlich gewordenes Stück eines Menschen verstanden (Uzarewicz 2016; Bollnow 2010). Über das Wohnen lässt sich eine Person verstehen und umgekehrt kann die Biografie eines Men-schen sein Wohnen erschließen helfen.

Einreichung von A. Windisch und C. Nick 3
Die Elemente des Praxisauftrages sind im Foto (s. Anhang) veranschaulicht. Das einzureichende Video wird die drei Arbeitsphasen und die jeweils verwendeten Methoden näher erläutern.

Zwischenfazit
Eine Weiterführung des Hybrid-Moduls ist geplant. Das Lernen in der Berufspraxis wird durch den vir-tuellen Lernraum gerahmt und unterstützt. Dieses für den Pflegestudiengang neue didaktische Kon-zept fördert die Selbstkompetenz der Studierenden jenseits des rein kognitiven Lernens. Die Aufga-benstellung setzt kreatives Potential frei und die Studierenden werden im affektiven Bereich geför-dert. Das Symposium soll dazu dienen, die bisher gewählten didaktischen Ansätze zu diskutieren und die Übertragbarkeit auf andere Studiengänge zu erörtern.