Freie Fahrt für die Mobilitätswende? Ergebnisse explorativer Analysen freier Geodaten
15.03, 15:00–15:20 (Europe/Berlin), Hörsaal 2 (0110)

Seit einiger Zeit wird in Politik, Planung und Gesellschaft verstärkt die Frage diskutiert, wie Mobilität (in Deutschland) in Zukunft gedacht werden kann. Auf der Grundlage von OSM- und anderen frei verfügbaren Geodaten präsentieren wir eine explorative ortsbezogene Geomodellierung und -analyse, um verschiedene Perspektiven auf Mobilität im Kontext der Mobilitätswende zu ergründen, die über traditionelle GISysteme hinausgehen.


Mobilitätsanalysen werden derzeit überwiegend und sehr erfolgreich in traditionellen GISystemen durchgeführt. Bestimmte Anwendungsfälle (z.B. zu Fragen individueller Präferenzen und Akzeptanz) können dort aber nur sehr schwer abgebildet werden. Ansätze ortsbasierter (im Sinne von [1]) Geomodellierung (placial GIS z.B. [2]) erlauben einen Vergleich individueller Sichtweisen auf Raum und lassen sich einfach auf Mobilität (im Sinne von [3]) erweitern [4, 5].

In Politik, Planung und Gesellschaft wird seit einiger Zeit zunehmend darüber diskutiert, wie Mobilität (in Deutschland) in Zukunft gedacht werden kann. Dazu wird eine Reihe alternativer Konzepte erprobt, wie z.B. mobility as a service [6], shared mobility [7] und vernetzte Mobilität [8]. Wir untersuchen auf Basis von OSM- und anderen frei zugänglichen Geodaten, welchen Mobilitätsformen in aktuellen Georepräsentationen bereits berücksichtigt oder sogar begünstigt sind. Mittels explorativer, orts- und textbasierter Geoanalysen beleuchten wir die Daten dazu aus verschiedenen Perspektiven und diskutieren mögliche Ergänzungen im Kontext der Mobilitätswende, um zukünftige Geo-Services besser unterstützen zu können.

[1] Tuan, Y. F. (1979). Space and place: humanistic perspective. In Philosophy in geography (pp. 387-427). Springer, Dordrecht.
[2] Mai, G., Janowicz, K., Cai, L., Zhu, R., Regalia, B., Yan, B., ... & Lao, N. (2020). SE‐KGE: A location‐aware knowledge graph embedding model for geographic question answering and spatial semantic lifting. Transactions in GIS, 24(3), 623-655.
[3] Cresswell, T. (2006). On the move: Mobility in the modern western world. Routledge, NewYork.
[4] Hu, Y., Janowicz, K., Carral, D., Scheider, S., Kuhn, W., Berg-Cross, G., ... & Kolas, D. (2013, September). A geo-ontology design pattern for semantic trajectories. In International conference on spatial information theory (pp. 438-456). Springer, Cham.
[5] Kremer, D. (2018). Rekonstruktion von Orten als sozialem Phänomen: Geoinformatische Analyse semantisch annotierter Verhaltensdaten. University of Bamberg Press.
[6] Wernisch, F. (2020). Trends urbaner Mobilität. Hat" Mobility as a Service" genügend Potential eine Mobilitätswende auszulösen? (Diplomarbeit)
[7] Machado, C. A. S., de Salles Hue, N. P. M., Berssaneti, F. T., & Quintanilha, J. A. (2018). An overview of shared mobility. Sustainability, 10(12), 4342.
[8] Kagermann, H. (2017). Die Mobilitätswende: Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch, vernetzt und automatisiert. In CSR und Digitalisierung (pp. 357-371). Springer Gabler, Berlin, Heidelberg.

Siehe auch: Vortragsfolien (2,6 MB)

Susanne Schröder-Bergen ist seit Anfang 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie beschäftigt sich in ihrer Promotion mit Partizipation und sozialer Ungleichheit im freien Kartenprojekt OpenStreetMap. Sie studierte im Bachelor an der Universität Münster Geographie und Geoinformatik und im Master an der Universität Erlangen-Nürnberg Kulturgeographie.

Nach einer Diplomarbeit im Fach Geographie zum Außenbild der EU auf außereuropäischen Webseiten mittels automatisierter Korpusanalysen promovierte Dr. Dominik Kremer 2016 in Bamberg im Fachbereich Angewandter Informatik zur Informatischen Modellierung sozialwissenschaftlicher Ortskonzepte. Nach einer Zeit als angestellter Consultant in der Softwareentwicklung arbeitet er seit 2020 als Postdoc in den Fachbereichen Digitale Geographie und dem Department Digital Humanities and Social Studies der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Modellierung individueller Perspektiven auf Raum und an der Analyse umweltbezogener Krisendiskurse.