07.10.2023 –, Ostasien
Dieser Beitrag beleuchtet einige der Kernherausforderungen der nuklearen Abrüstungsverifikation und stellt dazugehörige Lösungsansätze aus der naturwissenschaftlichen Friedensforschung vor.
Weltweit gibt es etwa 12,500 Kernwaffen unter der Kontrolle von neun Staaten. Da diese Waffen eine existentielle, weltweite Bedrohung darstellen, ist globale nukleare Abrüstung ein Ziel im allgemeinen Interesse. Wie genau dieses Ziel erreicht werden kann, ist ein umstrittenes Thema und hängt stark von den internationalen politischen Gegebenheiten ab. Dennoch ist klar, dass nachhaltige nukleare Abrüstung verifizierbar, das heißt überprüfbar, sein muss. Wie diese Verifikation gestaltet werden sollte, wirft jedoch noch Fragen auf. Dieser Beitrag beleuchtet einige der Kernherausforderungen und stellt dazugehörige Lösungsansätze aus der naturwissenschaftlichen Friedensforschung vor.
Ein essentieller Schritt für nukleare Abrüstung ist die Zerlegung der Sprengköpfe. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung sicherzustellen, dass tatsächlich Sprengköpfe zerlegt werden und keine Imitate vorliegen. Ein aktueller Forschungsgegenstand ist es, die Messmethoden so weiterzuentwickeln, dass selbst aufwändig produzierte Imitate als solche erkannt werden können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kontrolle des verbleibenden Spaltmaterials, um die Herstellung neuer Waffen zu verhindern. Hierbei müssen nicht nur die Materialien aus den zerlegten Waffen sichergestellt werden, sondern auch das restliche Material aus dem nuklearen Brennstoffkreislauf. In diesem Zusammenhang entwickelt die nukleare Archäologie wissenschaftliche Methoden, um die Produktionshistorie von Nuklearanlagen mithilfe technischer Messungen und Simulationen zu rekonstruieren. Somit könnten Deklarationen zu nuklearen Materialbeständen eines Staates überprüft werden.
Die Gruppe ‘Nukleare Verifikation und Abrüstung’ (NVD) an der RWTH Aachen widmet sich intensiv der Forschung zu diesen Themen, um die technischen Rahmenbedingungen für verifizierbare nukleare Abrüstung zu schaffen und das Ziel einer kernwaffenfreien Welt zu unterstützen.
Lukas Rademacher ist Doktorand in der Forschungsgruppe 'Nuclear Verification and Disarmament (NVD)' im Fachbereich Physik an der RWTH Aachen. Dort forscht er zur Rekonstruktion der Betriebshistorien von Nuklearreaktoren mittels nuklearer Archäologie. Er ist außerdem Mitarbeiter im interdisziplinären Forschungsprojekt 'VeSPoTec - Verifikation in einer komplexen und unvorhersehbaren Welt: Soziale, politische und technische Prozesse'.