Round Table "Quo Vadis Friedenspsychologie"
07.10.2023 , Westasien

Das Forum Friedenspsychologie ist einer der Trägervereine von W & F, einer Zeitschrift von friedensbewegten Wissenschaftler:innen für Menschen, für die die Erhaltung und Wiederherstellung von Frieden überall in der Welt ein zentrales Anliegen ist. Die Psychologie als akademische Disziplin spielt für Inhalte von W & F allerdings eine eher randständige Rolle. „Quo Vadis Friedenspsychologie“ möchte diskutieren, ob und wenn ja warum dem so ist und wie ggf. ein Veränderung herbeigeführt werden kann.


Wissenschaft & Frieden ist eine Zeitschrift von friedensbewegten Wissenschaftler:innen für Menschen, denen die Erhaltung und Wiederherstellung von Frieden überall in der Welt ein zentrales Anliegen ist. Die Wurzeln von W & F lassen sich auf zwei große friedenswissenschaftliche Kongresse im Kontext der so genannten Nachrüstungsdebatte in der alten BRD zurückführen. Die heute Forum Friedenspsychologie heißende Vereinigung, die auch in diesem Kontext entstand und damals „Friedensinitiative Psychologie – psychosoziale Berufe ‚BewußtSein für den Frieden‘“ hieß, ist einer von 11 Herausgebervereinen. Psychologen haben seit jeher immer wieder in der Redaktion mitgearbeitet und sogar als Herausgeber fungiert (Ulrich Wagner). Ihr Ehrenvorsitzender Gert Sommer war maßgeblich an der Gründung des Vorläufers von W & F, des Informationsdienstes Wissenschaft und Frieden, beteiligt. Im etwa 50 Personen umfassenden Beirat von W & F finden sich allerdings nur sieben Psychologen. Dieses Zahlenverhältnis spiegelt ein gewisses Maß an Randständigkeit wider, die die Rolle der Psychologie in 40 Jahren W & F fast durchgängig charakterisiert hat. Provokant formuliert könnte man den Eindruck gewinnen, dass Krieg und Frieden nicht von Menschen gemacht werden, sondern eine Konsequenz systemischer Bedingungen sind, die vor allem der politikwissenschaftlichen Analyse zugänglich sind. Aber vielleicht ist die Psychologie ja auch ‚selbst schuld‘? Auch für diese Annahme gibt es – insbesondere aus zeitgeschichtlicher Perspektive – gute Argumente. Noch 1984 hat die Weltvereinigung psychologischer Gesellschaften, die International Union of Psychological Science (IUPsyS) auf ihrem damaligen Kongress in Acapulco die Gründung eines „Committee for the Psychological Study of Peace“ (CPSP) explizit abgelehnt. Vier Jahre später kam es dann zur Inauguration des CPSP – mit Adolf Kossakowski, dem damaligen Vorsitzenden der Gesellschaft für Psychologie der DDR als Vorsitzendem. Der westdeutsche psychologische Mainstream war ‚not amused‘. Neo-positivistische Psychologieansätze dominierten weitgehend das akademische Geschehen im Westen – in der untergegangenen DDR konnte man eine ‚feindliche Übernahme‘ beobachten, getragen oftmals von rein naturwissenschaftlich arbeitenden Kolleg:innen. In der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) gibt es nach wie vor weder eine Fachgruppe für Friedenspsychologie noch – etwas weiter gefasst – für Politische Psychologie. Das Vorbild der American Psychological Association (APA), in der es beides in der einen oder anderen Form (Division 48, Division 9 SPSSI) gibt, schwappte in diesem Fall nicht über den Atlantik. Worum aber fristet die Psychologie im Kontext der Friedenswissenschaften ein Mauerblümchen-Dasein. Hierüber soll im Panel „Qua vadis Friedenspsychologie?“ diskutiert werden. Die Moderation der Runde hat Klaus Boehnke übernommen, Professor für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an der Constructor University in Bremen, von 2005 bis 2013 Vorsitzender des Forum Friedenspsychologie. Es diskutieren – in alphabetischer Reihenfolge – Janine Dieckmann, Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, Jena; Ruth Ditlmann, Hertie School Berlin; Frank Eckerle, Philipps-Universität Marburg, Klaus Harnack, Redaktion W & F und Stefanie Hechler, Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), z.Zt. Universität Potsdam.

Prof. Dr. Klaus Boehnke ist Professor of Social Science Methodology an der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) der Constructor University Bremen (vorher Jacobs University Bremen und International University Bremen).

Klaus Harnack