Brückenschlag: Lernprozesse in analogen, hybriden und digitalen Formaten

[Präsenz] Espresso Paper: Gestaltung und Etablierung hybrider Co-Learning Spaces – Ein Erfahrungsbericht
10.10, 15:00–15:25 (Europe/Berlin), Bamberg U2/01.33 - Hörsaal 3
Sprache: Deutsch

Lernräume zu entwickeln ist ein komplexes Unterfangen mit entsprechendem Zeithorizont. Gleichzeitig erfordern drängende räumliche Veränderungen an Hochschulen im Kontext einer Digitalisierung der Hochschullehre sowie projektbasierte Förderungen schnelle und konkrete Lösungen. So wurden in den Projekten „Virtuell begleitetes Selbststudium im erweiterten Bildungsraum (ViBeS)“ und „Zwischen:Räume“ an der Universität Vechta hybride Lernraumkonzepte entwickelt und in sogenannten Campus Spaces prototypisch umgesetzt. Diese Spaces sollen den Anforderungen eines gesundheitsförderlichen und studierendenorientierten ganzheitlichen Lernens im erweiterten Bildungsraum (Günther et al. 2019) gerecht werden. Im Rahmen der einjährigen Laufzeit von „Zwischen:Räume“ entstanden in einem partizipativen Prozess multioptionale Räume als Health, Co-Learning und Break Spaces, um Kollaboration zu ermöglichen, individualisiertes Lernen zu unterstützen sowie Erholung und Bewegung im Studienalltag zu fördern. Auf Basis didaktischer Vorüberlegungen zu den Co-Learning Spaces aus dem Projekt ViBeS wurden diese iterativ weiterentwickelt, um das Lernen von Studierenden zwischen digitalen und analogen Settings zu fördern.
Für die Entwicklung von Lernräumen sind insbesondere soziale Dimensionen relevant. Physische Räume sind Zugangsvoraussetzung für gemeinschaftliches Handeln in virtuellen oder hybriden Settings und erfordern von Studierenden und Lehrenden meist eine Neuorganisation der eigenen Arbeit an diesen Orten. Die Gestaltung hybrider Lernräume erfordert somit auch eine dauerhafte Verständigung über neue Raumvorstellungen. Speziell in studentisch geprägten Lernräumen stellt sich dies als spannungsreich dar. „Weniger Berlin Start-up!“, als eine studentische Rückmeldung zur Umgestaltung zeigt sehr eindrücklich, dass die Gestaltung wesentlichen Einfluss auf die „symbolische Qualität des Raums“ (Sesink 2014, 42) nimmt bzw. auf die Botschaft, die den Nutzer:innen vermittelt wird. Es handelt sich eben auch um tiefgreifende Veränderungsprozesse der eigenen „Campus Experience“ (Bischof & Stuckrad 2013), die sowohl Strukturen und Prozesse, als auch individuelle Einstellungs- und Verhaltensänderungen herausfordert.
Der Beitrag will didaktische Überlegungen und technische Entscheidungen zur Entwicklung von Lehr- und Lernräumen darlegen, welche die Interaktion zwischen Studierenden untereinander und mit Lehrenden sowie die aktive, gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dem Studium fördern sollen. Hierzu werden in einem Praxisbericht über die Lernraumentwicklung an der Universität Vechta, die Campus Spaces und zentrale Erkenntnisse aus dem Gestaltungsprozess vorgestellt sowie Formate (z.B. hybride Schreibevents) zur Verständigung über die (neuen) Raumideen nach der Implementierung diskutiert.

Lars Gerber ist seit 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Vechta. Zu seinen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten zählen insbesondere die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Gestaltung der Hochschullehre. In den Projekten "ViBeS" und "Zwischen:Räume" beschäftigt er sich u.a. mit der Gestaltung von zukunftsorientierten Lernräumen an Universitäten.