MachtKörperGesellschaft?
20.09, 09:30–10:15 (Europe/Berlin), GD 04/620

Wenn wir uns als Cyborgs mit Technologien verbinden – wo endet dann der Körper? Welche Auswirkungen hat es für derzeitige Geschlechterverhältnisse, wenn Männer* durch Gebärmuttertransplantationen schwanger werden können? Wie kann Care–Arbeit in einer Welt mit Robotern aussehen? Wir wollen uns neo–materialistischen Ansätzen bedienen und versuchen die Grenzen von Diskurs und Materie zu verwischen, um neue Möglichkeiten auszuloten über Geschlecht, Race und Dis_ability nachzudenken.


Feministische Theorien, Rassismustheorien und Disability Studies, die Macht- und Herrschaftsverhältnisse in den Blick nehmen, bedienten sich in den letzten Jahren meist diskurs- und sprachtheoretischen Zugängen, welche die soziale Konstruktion von ‚gender‘, ‚race‘ und ‚dis_ability‘ offenlegten. Vergeschlechtlichte, rassifizierte und be_hinderte Körper rücken hierbei allerdings in ihrer Materialität und in ihrem Eigensinn in den Hintergrund. Während diese Theorieansätze maßgeblich dazu beitragen konnten, zahlreiche Dualismen (Mann/Frau, Schwarz/weiß etc.) und gedankliche Grenzen herauszufordern, bleibt eine erkenntnistheoretische Hierarchisierung unbeachtet: der Dualismus zwischen Diskurs und Materialität, Natur und Kultur. Wir fragen uns: Was ist mit leiblichen Prozessen und Emotionen – unseren Körpern, die schmerzen, wachsen, altern, bluten, sich unterschiedlich bewegen lassen und verschieden aussehen und sich auch manches Mal höchst widerspenstig gegen unsere Ratio zeigen? Wo enden unsere Körper und wie müssen wir sie in Bezug auf die Technologisierung unser Welt denken?
Diesen Fragen gehen neomaterialistische Theorien nach, die naturwissenschaftliche und technologische Durchkreuzungen sozialwissenschaftlicher Theorien vornehmen.

Wir wollen uns neo–materialistischen Ansätzen bedienen und versuchen die Grenzen von Diskurs und Materie zu verwischen, um neue Möglichkeiten auszuloten über Geschlecht, Race und Dis_ability nachzudenken. Wir wollen diskutieren, inwiefern interdisziplinäre Herangehensweisen notwendig sind, um einerseits in der sozialwissenschaftlichen Analyse und andererseits in der politischen Praxis Grenzen zu überwinden.

Franziska Wiest, B.A. in Internationalen Beziehungen und derzeit im Master der Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Meine Forschungsschwerpunkte: Rassismuskritik, postkoloniale Theorie und Museen sowie Geschlechterverhältnisse und reproduktive Rechte. Aktuell als wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsprojekt: "Neue Kultur des Helfens oder Schattenökonomie? Engagement und Freiwilligenarbeit im Strukturwandel des Wohlfahrtsstaats".