Alexa, Bedrohung der Lebenswelt?
21.09, 17:15–18:00 (Europe/Berlin), HGD 20

Dieser Beitrag soll aufzeigen, wie intelligente Sprachassistenten einen Einfluss auf das soziale Leben nehmen können. Verschiedenste alltägliche Bereiche bergen unterschiedliche Eigenlogiken und demnach mögliche Reibungspunkte mit der Technik. Diese Entwicklungen können schlussendlich vor dem Hintergrund der Herstellerfirmen der Geräte betrachtet werden.


Intelligent Personal Assistants (IPAs) wie Amazons Alexa, Apples Siri, Google Home etc. sind in den letzten zwei Jahren stark auf dem Vormarsch und halten (besonders in Amerika, nach und nach jedoch auch in Deutschland) Einzug in mehr Häuser. Mit ihren Kapazitäten einfache Aufgaben schnell zu erledigen stellen sie eine Form von Outsourcing dar, welches die Menschen davon befreien, soll „lästige“ Aufgaben zu erledigen und ihnen mehr Raum für die wichtigen Dinge im Leben geben soll.

Ich möchte argumentieren, dass die eingeschränkten Möglichkeiten der Kommunikation mit den IPAs (wie z.B. der Zwang des Imperativs), das Potential hat die sozialen Gefüge der Gesellschaft zu beeinflussen. Hierzu ist es nötig technischen Gegenständen eine Form von Agency anzuerkennen, die nicht vollständig auf die Handlung von Menschen reduziert werden kann. Hierzu möchte ich eine Kombination aus Akteur–Netzwerk–Theorie und Whites Theorie von Identität und Kontrolle zugrunde legen, aber im Vortrag nur kurz behandeln, da diese Betrachtungsweise nur ermöglichen soll den Einfluss von Technik auf die Gesellschaft zu beschreiben. Die angestrebte Analyse soll sich kritisch mit den Umgangsformen und deren Auswirkungen auseinandersetzen und mit Habermas Konzept von System- und Lebenswelt arbeiten. Es soll gezeigt werden, dass die IPAs zweckrationales Handeln zur Norm machen, obwohl in vielen Alltagssituationen (z.B. Kindeserziehung) ein lebensweltlicher Umgang angebracht wäre. Des Weiteren kann die Frage aufgeworfen werden, ob die Firmen im Silicon Valley für die Regulierung dieser Probleme verantwortlich sein sollten, oder ob hier anderweitiger Handlungsbedarf besteht. Wo sind die Stellen, an denen die Gesellschaft die Kontrolle über ihre Formierung an Firmen abgibt?

"Wann wurde nochmal dieses Produkt eingeführt?", solche Fragen werden kaum noch in Unterhaltungen am Küchentisch diskutiert, sondern schnell per Smartphone geklärt. So sind Technologien, die Kommunikation beeinflussen, für mich schon immer ein großer Interessenpunkt gewesen. Daher versuche ich, Technologien als relevante Entitäten in sozialer Interaktion zu betrachten und beide Seiten der Mensch-Technik-Interaktion darzustellen. Von diesem Ausgangspunkt lässt sich eine Vielzahl von Friktionen im Alltag erkennen, die durch das vermehrt flächendeckende Vorhandensein von bspw. SmartDevices immer relevanter für soziologische Betrachtung werden.

Aufgrund dieser verstärkten Verbreitung intelligenter Geräte beschäftige ich mich mit dem Gebrauch von intelligenten Sprachassistenten in unterschiedlichsten Kontexten. Hier versuche ich zu beleuchten, wie sie einerseits in Interaktion eingebunden werden und diese auch verändern können. Andererseits möchte ich versuchen, die Black Box der Technik zu öffnen und zu hinterfragen, welche Parameter der Technik für die Hersteller wichtig sind und wie sich die konkrete Umsetzung in der Technik im Sozialen auswirkt. Ich denke, die sozial relevanten Aktivitäten der Technik verdienen mehr Beachtung in der Forschungslandschaft und zu ihrer Analyse ist inter- und transdisziplinäre Forschung und Entwicklung von größter Bedeutung.