Digital Habit(us) 1.0. Plattformunternehmen im Bildungssektor.
21.09, 16:30–17:15 (Europe/Berlin), HGD 20

Ziel des Vortrags soll sein, anhand einer qualitativen Vorstudie eine tentative Brücke zwischen Sozialisation und Plattformökonomie zu schlagen, um das gegenwärtige Verständnis digitaler Technologien und ihrer sozialisatorischen Bedeutung ggf. neu zu denken bzw. den Grundstein für ein solches Vorhaben zu legen.


Digitale Technologien sind im 21. Jahrhundert allgegenwärtig. Ihr Einfluss erstreckt sich von der Mikro- über die Meso- bis zur Makroebene, indem sie die sich darin vollziehenden sozialen Prozesse grundlegend strukturieren und transformieren. Das kommerzialisierte Internet stellt dabei das Rückgrat eben jener Technologien dar und befindet sich zugleich maßgeblich unter
dem Einfluss von gerade einmal fünf Unternehmen: Google Amazon, Facebook, Apple und Microsoft (GAFAM). Gemein ist den GAFAM, dass es sich dabei um Plattformunternehmen handelt, die gemäß spezifischer (Markt-)Logiken wie z.B. der Etablierung und Erweiterung (exklusiver) sozio-technischer Ökosysteme sowie der Expansion der Unternehmen in immer neue gesellschaftliche Bereiche, agieren.

Befeuert durch die zunehmende Digitalisierung des Bildungswesens, zeichnet sich in diesem Zusammenhang nicht nur eine Ökonomisierung öffentlicher Einrichtungen ab, sondern auch eine Verflechtung pädagogischer Ansprüche mit den Logiken der Plattformökonomie. Daran anknüpfend stellt sich die Frage, ob die Nutzung digitaler Technologien im pädagogischen Alltag die Sozialisation in die Strukturen und Logiken der Plattformunternehmen bedingt.

Um das sozialisatorische Potential plattformspezifischer Technologien abschätzen zu können, wurde zunächst deren Einsatz im pädagogischen Alltag nachgezeichnet. Die Auswertung leitfadengestützter Interviews mit Expert*innen aus den Bereichen Bildung und Politik zeigt, dass sich die für Plattformunternehmen konstitutiven Logiken auch innerhalb des Bildungssektors zeitigen, wobei jener Tatbestand im Rahmen der Legitimation des Einsatzes digitaler Technologien nur marginal Beachtung findet. Das sozialisatorische Potential digitaler Technologien wird indes ambivalent beurteilt. Während Expert*innen der Bildungspraxis im Einsatz proprietärer Soft- und Hardware keine Sozialisation in die jeweiligen Plattformunternehmen sehen, finden sich auf bundespolitischer Ebene gegenteilige Aussagen.

Ziel des Vortrags soll sein, anhand einer qualitativen Vorstudie eine tentative Brücke zwischen Sozialisation und Plattformökonomie zu schlagen, um das gegenwärtige Verständnis digitaler Technologien und ihrer sozialisatorischen Bedeutung ggf. neu zu denken bzw. den Grundstein für ein solches Vorhaben zu legen.

Studierender der Soziologie (M.A.) an der Universität Kassel.
Schwerpunkte: Digitalisierung, Sozialisation, Arbeit