06.10.2023 –, Ostasien
Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine ist die Nachfrage von Schulen nach Angeboten der Friedensbildung stark angestiegen. Friedensbildung muss daher strukturell im Bildungssystem verankert werden. Gleichzeitig werden Forderungen nach mehr sicherheitspolitischer Bildung oder einer verstärkten Präsenz von Jugendoffizieren an Schulen laut. Wie soll sich die Friedensbildung in Zukunft strukturell und inhaltlich ausrichten? Welche Rolle spielt die Friedensforschung dabei?
Der State-of-the-Art-Report der Berghof Foundation von 2022 hat gezeigt, dass Friedensbildung an Schulen wichtiger ist denn je und daher strukturell im Bildungssystem verankert werden muss. Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine ist die Nachfrage von Schulen nach Angeboten der Friedensbildung stark angestiegen. In den Zivilen Planzielen der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung werden 100 Fachstellen für Friedensbildung in allen Bundesländern in Zusammenarbeit mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen der politischen Bildung sowie einer bundesweiten Koordinierungsstelle gefordert. Gleichzeitig werden andere Stimmen laut, die auf mehr sicherheitspolitische Bildung oder eine verstärkte Präsenz von Jugendoffizieren an Schulen drängen. Wie kann und soll sich die Friedensbildung in Zukunft strukturell und inhaltlich ausrichten?
Vor dem Hintergrund der vielfältigen Praxisansätze und Verständnisse von Friedensbildung hatte sich die Berghof Foundation mit dem von der Deutschen Stiftung Friedensforschung 2021-22 geförderten Projekt "State-of-the-Art Report zur Friedensbildung im deutschsprachigen Raum (StArt)" einen Überblick über aktuelle Entwicklungen, Ansätze und Chancenpotenziale der Friedensbildung im deutschsprachigen Raum erarbeitet. Dabei wurden vorliegende Erkenntnisse aus Theorie und Praxis systematisch zusammengetragen und ausgewertet, und Empfehlungen für Forschung, (schul-)politische Entscheidungsträger*innen sowie für die pädagogische Praxis an Schulen abgeleitet.
Die Studie „State of the Art Friedensbildung“ zeigt, dass für eine strukturelle Stärkung von Friedensbildung ein Zusammenspiel auf verschiedenen Ebenen notwendig ist, damit Friedensbildung in der Gesellschaft nachhaltige Wirkung entfalten kann. Daraus ergibt sich, dass Friedensbildung als Querschnittsthema im Bildungssystem gestärkt werden kann, indem einerseits Lehrpläne mit friedenspädagogischen Inhalten erweitert werden. Andererseits muss Friedensbildung auch in der Lehrkräfteaus- und Weiterbildung verankert werden. Zudem braucht es einen bundesweiten Ausbau von Beratungs-, Vernetzungs- und Fachstellen für Friedensbildung. Denn, wie der Leiter des Forschungsprojektes Uli Jäger im Podcast „Friedensstark“ betont, ist Friedensbildung „keine Feuerwehr in Notlagen und auch keine Eintagsfliege. “
Der Bericht kommt weiterhin zu dem Ergebnis, dass es einer Einrichtung von Lehrstühlen für Friedensbildung bedarf, welche neben Grundlagenforschung auch die Wirkungs- und Begleitforschung von Praxisprojekten der Friedensbildung empirisch untersuchen. Denn bislang gibt es zu wenig empirische Daten über die Wirkungspotenziale friedenspädagogischer Ansätze und Methoden. Darüber hinaus sollten Analysen von Schulbüchern und Lernmedien hinsichtlich ihrer friedenspädagogischen Ausrichtung gemacht werden. Zudem braucht es eine stärkere, interdisziplinäre Vernetzung verschiedener Bezugswissenschaften, um die Integration von Friedensbildung in Fachdidaktiken zu ermöglichen.
Der Impulsvortrag wird unter Rückgriff auf Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem State-of-the-Art Report sowie aktuellen Entwicklungen den Stand und die Zukunftsperspektiven der Friedensbildung an Schulen skizzieren und dabei besonders auf Verknüpfungen zur Friedensforschung eingehen.
Peace Education Advisor bei der Berghof Foundation