Wissensunterschiede im Stadtquartier zwischen Bewohnerschaft, Verwaltung und Quartiersmanagement
20.09, 09:30–10:15 (Europe/Berlin), GD 03/150

Der Vortrag fragt nach den Formen des Wissens, welche die Arbeit des Quartiersmanagements (QM) kennzeichnen. QM–Büros werden in wirtschaftlich und sozial benachteiligten Stadtteilen eingesetzt und sollen sowohl den Einbezug der Quartiersbevölkerung als auch die Vernetzung mit der Verwaltung sicherstellen. Am Beispiel eines Berliner QM–Gebietes wird danach gefragt, wie sich das Wissen der Bewohnerschaft, der QM–Teams und der Verwaltung unterscheidet und welche Wissensformen schließlich die Vermittlung zwischen Bewohnerschaft und Verwaltung ermöglichen. Empirische Basis der Untersuchung stellen sechs qualitative leitfadengestützte Interviews dar, welche mit zentralen Akteur*innen der Bewohnerschaft, der Verwaltung und der QM-Büros geführt wurden.


Um Segregationstendenzen in Städten entgegen zu wirken, werden wirtschaftlich und sozial benachteiligte Quartiere im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“ gefördert. Ausgangspunkt des Programms ist die Beobachtung einer steigenden Fragmentierung innerhalb der Städte und zwischen städtischen Regionen, die sich vor dem Hintergrund von Globalisierung und verstärktem regionalen Wettbewerb entwickelt. Das Programm zielt darauf ab, Grenzen zwischen sozialen Gruppen im Raum abzubauen, indem es auf der Ebene lokalräumlicher Nachbarschaften ansetzt und das Quartiere als Ganzes mit all ihren Problemen und Potenzialen in den Blick zu nehmen.

Als ein zentrales Instrument zur Umsetzung des Programms werden Quartiersmanagementbüros eingesetzt. Mit dem Quartiersmanagement (QM) entsteht eine mittlere Ebene zwischen Bewohnerschaft und Verwaltung. Aufgabe der Quartiersmanager*innen ist es, das Programm vor Ort umzusetzen und im Spannungsverhältnis zwischen politisch–administrativen Verfahrenslogiken und alltagsweltlichen Nachbarschaftsnetzwerken zu vermitteln. Damit zielt das Programm auf die Überwindung weiterer Grenzen ab, nämlich den Grenzen zwischen einzelnen Fachressorts, sowie zwischen Verwaltung und Bürgerschaft, öffentlichen und privaten Akteuren.

Der Vortrag fragt nach den Wissensformen, welche auf der mittleren Ebene des QM angesiedelt sind und die Vermittlungsleistung zwischen den Ebenen Bewohnerschaft und Verwaltung ermöglichen. Zunächst ist dafür eine genauere Betrachtung der Unterschiede im Wissen der am QM beteiligten Akteur*innen Voraussetzung. Wodurch sind die Wissensformen von Verwaltungsmitarbeiter*innen, Bewohner*innen und Quartiersmanager*innen jeweils charakterisiert und wie unterscheiden sie sich? Wissensformen können sich dabei zwischen implizitem und explizitem Wissen, Erfahrungswissen und Fachwissen bewegen. Am Beispiel eines Berliner Quartiersmanagement Gebietes werden die unterschiedlichen Perspektiven auf das Quartier zwischen der Ebene der Verwaltung einerseits, und den Alltagswelten der Bewohnerschaft andererseits aufgezeigt.