KonRad 22
Mehr Radverkehr und eine bessere und sichere Radinfrastruktur findet fast jeder gut. Aber bei den Radentscheiden geht es um mehr. Wer eine fahrradfreundliche Stadt baut, erhält eine lebenswerte Stadt für alle. Dafür muss nicht nur das Verkehrssystem umgekrempelt werden, sondern auch Lebensentwürfe und gängige Werte- und Normenvorstellungen. Die MacherInnen der Radentscheide sind zwar ein Spiegel der Gesellschaft, aber sie legen sich auch mit der Gesellschaft an. Sie sind laut, sie sind gut informiert und sie sind unermüdlich. Ein akzeptierter Radentscheid ist nur das Vorspiel, was dann folgt ist die eigentliche Arbeit.
Es können maximal 30 TN am Workshop teilnehmen.
Konkrete Strategien zur Umsetzung der Mobilitätswende erfahren derzeit starken Zulauf. In Berlin sind es beispielsweise Kiezblocks, die aktuell die öffentliche und politische Debatte hinsichtlich der Verkehrswende bestimmen und es in den Koalitionsvertrag geschafft haben. Während diese Konzepte zunehmend von Politik und Verwaltung aufgenommen werden wurde und wird hier die wichtige Basisarbeit vor allem durch zivilgesellschaftliche Initiativen und Akteurinnen geleistet. Konkret sind es “Kiezblock-Initiativen”, die sich in den jeweiligen Kiezen gegründet haben, die Anwohnende mobilisieren und überzeugen, Einwohnerinnenanträge aufsetzen, Unterschriften sammeln und auch in den Austausch mit der Verwaltung treten. Schaut man sich diese Initiativen an, stellt man schnell fest, dass die Aktiven hier häufig eine sehr homogene Gruppe sind: weiß, akademisch/bürgerlich, oft männlich. Dieses Phänomen ist den Kiezblockinitiativen nicht Eigen.
Diese homogene Interessenvertretung hat nicht nur zur Folge, dass viele Ansätze die Mobilitätswende zu implementieren auf Gegenwehr stoßen, sondern befördert eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung in Städten und städtischen Wohnquartieren und bildet nur vereinzelt die Perspektiven einer diversen Stadtgesellschaft ab, beziehungsweise antizipiert selbige. Wie aber können mehr Menschen abgeholt werden, um sich in diesen Initiativen zu beteiligen, und Teil der Prozessgestaltung zu werden? Vor welche Herausforderungen werden hier die Akteur*innen gestellt, wenn es darum geht die Mobilitätswende inklusiver und diverser zu gestalten? Welche Formen von Beteiligung sind möglich und nötig und mehr Menschen in die Prozesse miteinzubeziehen? Und wie ist der Spagat zwischen Inklusion und gleichzeitiger Effektivität der Initiativen zu erreichen? Wie ist dem Phänomen einer Verdrängung zu begegnen und nachhaltig entgegenzuwirken? Welchen Beitrag kann hier auch eine feministische Perspektive leisten?
Nach einer kurzen Vorstellung der Problematik, sowie verschiedener Beteiligungskonzepte soll anhand eines konkreten Berliner Kiezes beispielhaft erarbeitet werden, wie eine inklusive Mobilitätswende aussehen könnte. Im aktiven Teil des Workshops werden die Teilnehmenden in Gruppen von je 15 Personen aufgeteilt. In Form eines Planspiels und mittels einer Karte der Gegend sowie verschiedener Rollen und Aktionskarten sollen so ko-kreativ mögliche Beteiligungskonzepte für eine inklusive Mobilitätswende im Kiez erarbeitet werden.
Am 6. März findet in Kaarster der bundesweit erste Bürgerentscheid statt. Dargestellt werden Strategie, Kampagne und Analyse des Ergebnisses. Diskutiert werden sollen die Learnings für Initiativen, die vor Bürgerentscheiden stehen
Gut 50 kommunale Radentscheid gibt es bisher, doch in vielen Städten hapert es aufgrund der Gesetzeslage auf höherer Ebene. Lohnen sich deshalb landesweite Volksbegehren? Berlin, Nordrhein-Westphalen und Hessen machen es vor - folgen bald andere Bundesländer? Wo sind die Unterschiede und die Hürden von Bürger*innenbegehren zu Volksbegehren, wo die Chancen und Risiken?
Praxisnaher Bericht über die Erlebnisse eines Fahrradpolizisten im täglichen Streifendienst u.a. mit der Erörterung folgender Fragestellungen:
- Warum erwischt die Polizei aus Sicht einiger Bürger immer "die Falschen“ lässt "die Richtigen“ laufen? Warum sind eigentlich immer "die Anderen“ Schuld?
- Wieso gelingt es der Polizei nicht die Radwege von Falschparkern zu befreien?
Wie sich Straßen umwidmen lassen und weitere juristische Kniffe, die von Relevanz für die Verkehrswende sind.
Deutsche Städte werden heutzutage von verschiedenen Umwelt- und Gesellschaftsfaktoren beeinflusst und müssen große Änderungen vornehmen, um nachhaltige Lösungen für aktuelle und künftige Probleme zu finden. Ein Beispiel findet aktuell in der Hauptstadt Berlin statt, mit der Umsetzung des Berliner Mobilitätsgesetzes vom Jahr 2018, das zum Ziel hat, in urbanen Räumen mehr Platz für Radfahrerinnen und Fußgängerinnen zu schaffen. Mit dem transdisziplinären Ansatz des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) begleiteten wir in den letzten Jahren in der Forschungsgruppe „Städtische Luftqualität, Mobilität und Gesundheit“ verschiedene Mobilitätsmaßnahmen in Berlin mit Messungen von Stickstoffdioxid (NO2). Wir konnten mit unserer Forschung unter anderem feststellen, dass am Kottbusser Damm durch die Neueinrichtung von einem Fahrradstreifen Fahrradfahrerinnen bis zu 22% weniger NO2 ausgesetzt worden sind. Diese Ergebnisse zeigen: umgesetzte Maßnahmen im Rahmen des Berliner Mobilitätsgesetzes beeinflussen auch die Luftqualität zum Wohle der Bürgerinnen.
Als AGFK MV e. V. wollen wir einen Standard-Werkzeugkasten entwickeln, mit dem sich mit einfachen Mitteln ein kompaktes Nahmobilitätskonzept für Gemeinden und Ämter im ländlichen Raum entwickeln lässt. Die Grundidee des im April 2022 startenden zweijährigen Projektes ist, ehrenamtlich aktive Menschen in den Gemeinden in einem strukturierten Prozess dabei zu begleiten und zu unterstützen, mit weitestgehend eigenen Mitteln ein Rad- und Nahmobilitätskonzept für ihre Gemeinde zu erarbeiten.
Die Grundidee des Projektes ist vor dem Hintergrund entstanden, dass viele Fördermittel für die kommunale Ebene (insbesondere das neue Bundes-Programm "Stadt & Land") nur mit einem vorhandenen Rad- oder Nahmobilitätskonzept akquiriert werden können. Dieses fehlt jedoch den meisten Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, ebenso wie das Geld, ein Planungsbüro zu beauftragen. Als AGFK MV möchten wir deshalb die aktiven Menschen in den Gemeinden dabei unterstützen, selbst so ein Konzept zu erarbeiten.
Als kommunale Arbeitsgemeinschaft (AGFK) sehen wir es dabei auch als unsere Aufgabe an, eine Schnittstelle zu den lokalen Verwaltungen herzustellen um diese möglichst frühzeitig in den Prozess zu integrieren. Das Konzept des Projektes richtet sich sowohl an einzelne Gemeinden, als auch an Ämter.
Schulstraßen und kindgerechte Mobilitätsplanung
Bewegen Verbinden Stärken - das ist das Motto unseres 2017 gegründeten Vereins Bike Bridge. In diesem Kurzvortrag stellen wir Euch zwei unserer Projekte vor: die Bike & Belong Angebote für Frauen und Radeln ohne Alter (Rikschafahrten für Senior*innen).
Wir haben den Bußgelddaten der Stadt Stuttgart von 2020 und 2021 gekauft. In NRW sind sie in vielen Städten bereits frei verfügbar. Wir wollen den Datenschatz mit euch für die breite Öffentlichkeit heben.
Auch die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist unser Leben in den Städten mehr auf den Straßen stattfinden zu lassen. Verändertes Mobilitätsverhalten, also die Verlagerung der Verkehrsmittel zu mehr Fuß- und Radverkehr aber auch zum Autoverkehr, sind gleichzeitig beobachtbare Entwicklungen. Sie widersprechen sich, vor allem was die Flächenbedarfe angeht.
Mit unserem Workshop vermitteln wir auf mehreren Ebenen Wissen und Wege zum Handeln, um den öffentlichen Raum fahrradfreundlich zu gestalten. In einem gemeinsamen Planspiel zeigen wir wie wir das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität bei den verschiedenen Akteur*innen und Stakeholdern schärfen können, um lebenswerte öffentliche Räumen für alle zu gestalten.
Die Radentscheid Bewegung befasst sich vorrangig mit der Förderung des Radverkehrs in urbanen Räumen. Doch wie sieht es in ländlichen Räumen aus? Welche effektiven Maßnahmen gibt es, um den Radverkehr flächendeckend zu stärken?
Lastenfahrräder werden in deutschen Städten zunehmend beliebter und bieten das Potenzial, den privaten Pkw für alltägliche Wege zu ersetzen. Doch fehlende Möglichkeiten, das Lastenfahrrad sicher und komfortabel abzustellen, sind ein Hauptgrund dafür, dass nicht noch mehr Menschen auf das Lastenfahrrad umsteigen. Das Forschungsprojekt ALADIN des Instituts Verkehr und Raum der FH Erfurt hat sich daher der Fragestellung gewidmet, welche Anforderungen Lastenfahrradfahrer*innen an das Parken ihrer Räder stellen, wie Parkstände und Abstellelemente dimensioniert sein müssen und wie in den kommenden Jahren der Bedarf flächenhaft gedeckt werden kann. Die wichtigsten Empfehlungen zur funktional-praktischen sowie zur ästhetischen Gestaltung von Lastenradabstellanlagen werden in diesem Vortrag vorgestellt.
Weltweite Veranstaltung zum Autofreien Sonntag, ehrenamtlich organisiert von Frauen
Parkdruck und Parkplatzbeweiner - die rhetorisch geübte Radkolumne zerlegt die wichtigsten Begriffe in der Debatte um die Verkehrswende
Felix Weisbrich leitet das Straßen- und Grünflächenamt von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Er hat mit seinem Amt 2020 die ersten Pop-up Radwege umgesetzt als Reaktion auf die Corona Pandemie und ein Schritt hin zu einer Pandemieresiliente Stadtgestaltung. Was zivilgesellschaftliche Initiative für die Verwaltungsarbeit bedeuten, und wie Politik, Verwaltung, und Zivilgesellschaft sich eventuell produktiver begegnen können wird in seinem Beitrag thematisieirt.
Dieser Workshop dient dem Austausch und der Vernetzung speziell für die Umsetzungsphase von Radentscheiden. Der Fokus liegt dabei auf Best-Practices und Strategien für ein Gelingen der Umsetzung der jeweiligen Radenscheid-Ziele.
Wir heißen alle Teilnehmer:innen des Samstags auf der Bühne herzlich Willkommen und erklären noch einmal kurz wie unsere online Plattform funktioniert.
Studien legen nahe, dass die lokale Wirtschaft von einer Flächenumverteilung, die eine Reduzierung des Motorverkehrs zugunsten von Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV anstrebt, profitiert. Dennoch stoßen Politik und Verwaltung bei der Umverteilung von Verkehrsflächen häufig auf den Widerstand von Wirtschaftsakteuren. In dem Workshop werden wir unsere eigene Studienergebnisse aus Berlin darstellen, sowie weitere Evidenz aus Deutschland (e.g. Hannover, Esslingen, Gera, und weitere Städte). Wir stellen fest, dass Gewerbetreibende die Nutzung des Autos bei ihren Kund:innen überschätzen und den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV unterschätzen. Im Workshop wollen wir dann gemeinsam Strategien entwickeln, um Wirtschafts- bzw. Handlesakteure zu eine konstruktive Rolle auf Basis von Evidenz zu bringen. Der lokale Einzelhandel ist in der Lage, von der Verkehrswende zu profitieren, und sie könnten die Verkehrswende konstruktiv mitgestalten.
Aus dem Radentscheid Stuttgart entsteht ein ergänzendes Regelwerk für die Stadtplanung in Stuttgart. Wie, welche Hürden sich daraus ergeben und was wir damit für die bundesweiten Standards schaffen können. Darum wird es in diesen 90 Minuten gehen.
Fokus des Workshops: Die Identifikation und Weiterentwicklung von Vorlagen, Methoden und Strukturen, die jungen Fuß- und Radentscheiden (FuR) dabei helfen einen Entscheid mit möglichst wenige Aufwand schnell zu starten. Grundlage dafür ist das kollektive Wissen der bereits existierenden FuR Community.
Mehrwert: Reduzierung der Hürde einen FuR zu starten sowie Steigerung der Qualität und Effizienz in der Durchführung.
Kontext des Moderators: In Ulm haben wir vor wenigen Wochen einen FuR gestartet und viele der Dinge, die uns beschäftigen, lassen sich aus meiner Sicht so verallgemeinern, dass andere FuR darauf aufsetzen können. Das Ergebnis des Workshops soll bestehende "How to" Unterlagen konsolidieren und ergänzen.
Die Verkehrswende stockt. Nach drei Jahrzehnten mit immer mehr Autos müssen wir unseren Instrumente-Mix kritisch analysieren und ausweiten. Denn in der größten Energiekrise wird nun überdeutlich, dass offenbar niemand in der Regierung die Absicht hat, eine Verkehrswende durchzuführen. Ehrlicherweise steht sie auch nicht im Koalitionsvertrag. Wie kommen wir weg vom Verkehrswettrennen und hin zu einer Wende? Was können wir von der Autolobby lernen, die neben dem Angebot auch stets die Nachfrage organisiert hat?
Inspiriert von den Superblocks aus Barcelona startete Changing Cities 2020 die Kiezblocks-Kampagne, um auch die Berliner Wohnviertel endlich vom motorisierten Durchgangsverkehr zu befreien. Damals konnten wir noch nicht ahnen, auf welchen fruchtbaren Boden diese Idee fallen würde. Heute sind bereits über 50 aktive Kiezblocks-Initiativen Teil der Bewegung, der Begriff „Kiezblock“ (den wir erst vor etwa zwei Jahren eingeführt haben) tauchte auf so manchem Wahlplakat auf – und fand sogar den Weg in den Berliner Koalitionsvertrag!
In einem kurzen Talk blicken wir zurück auf zwei Jahre spannende Kampagne. Wir erzählen, was ein Kiezblock ist und berichten von unseren Erfahrungen, in der Hoffnung, sie geben eine gute Grundlage und Inspiration zur Nachahmung für andere Städte.
Oftmals scheitern visionäre Ideen an fehlender Vorstellungskraft seitens der Bürger:innen, aber auch der Entscheidungsträger:innen. In den letzten Jahren ist auch in Deutschland das aus den USA stammende und in den 70er Jahren geborene Konzept des “Placemakings” populär geworden. Der Begriff bezeichnet eine experimentelle Methode (und in gewisser Weise eine Philosophie), in der lokale Akteure temporäre Interventionen im öffentlichen Raum starten, um diesem wieder eine soziale Funktion zu geben.
Anhand des Berliner Stadt- und Verkehrs-Projekts “Reallabor Radbahn”, einem Fahrradpark, wird vorgestellt welche Impulse Placemaking-Interventionen in die Politik geben können, welche Herausforderungen es dabei zu überwinden gilt und wie zukünftig Städte von Menschen besser gestaltet werden können.
Regelmäßig erfahren Radentscheide und Kiezblocks-Initiativen auch Gegenwind durch Aussagen, diese würden Aufwertung von Stadtteilen und Verdrängung einkommensschwacher Bevölkerungsschichten Vorschub leisten. Oftmals wird diese Diskussion anhand fiktiver Personae geführt oder sie blendet grundlegende wohnungspolitische Rahmenbedingungen und Gerechtigkeitsfragen aus. Im Vortrag sollen diese entsprechend aufgezeigt werden.
Wir wollen gemeinsam die KonRad22 beenden!